„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“, sagt ein afrikanisches Sprichwort. Gemeint ist ein Geflecht von Beziehungen, in das die Kinder intergiert sind – Eltern, Großeltern, Freunde, Nachbarn, Lehrer bis hin zu Kindergärten und Naturerfahrungsräumen. Dabei geht es nicht nur um Betreuung, sondern auch um Haltungen und Werte, die wir unseren Kindern vermitteln.

In gewissem Sinne werden die Kinder und Jugendlichen in unserem Kinderdorf in Steinbach auch ein wenig von einem ganzen Dorf (mit) erzogen.Begonnen hat unsere Gemeinschaft vor über 20 Jahren mit dem glücklichen Umstand, dass wir einen wunderbaren Flecken Erde pachten konnten. Die tolle Lage am Rand des Ortes und Waldes mit dem Köckritzteich in der Nähe ist für uns alle nach wie vor wunderbar. Hier können Kinder gut aufwachsen in naturnaher Umgebung und sind trotzdem eingebunden in den Ort Steinbach. Die Natur so unmittelbar zu erleben, mit ihr aufwachsen zu können, ist für unsere Kinderdorfkinder eine ganz wichtige Lernerfahrung.

Wie kann ein Dorf bei der Erziehung mithelfen?

Es sind ja eher die kleinen, oft alltäglichen Dinge, die wichtig sind. Da ist zum einen die Bäckersfrau, die einem Kinderdorfkind einen Keks schenkt, aber auch pädagogisch gut reagiert, wenn Kinder und Jugendliche „betteln“ kommen. Oder dass wir schon seit einigen Jahren die Osterkrone bei „Zillers Minimarkt“ gestalten, eine kleine Tradition, mit der unsere Kinder aufwachsen. Sie besuchen sehr zufrieden den ortseigenen Kindergarten und werden damit gut in das Dorf integriert. Ganz schnell erfahren wir Hilfe, wenn wir kurzfristig mal ein Auto in die Werkstatt nebenan bringen müssen. All diesvermittelt den Kindern und Jugendlichen ein Gefühl des Dazugehörens zu einem Lebensraum, einer Dorfgemeinschaft.

Was heißt Gemeinschaft im Kinderdorf noch?

Das Bild von Kinderdorf in der Öffentlichkeit ist immer ein sehr familiäres – Gemeinschaft scheint in Kinderdörfern ganz selbstverständlich zu sein. In unserem Verständnis ist es vor allem die Gemeinschaft der Kinderdorffamilie, die Kindern Halt und Orientierung gibt.
Wenn Kinder darüber hinaus erleben dürfen, dass ihre leiblichen Eltern, aber auch das Jugendamt, der Vormund, die Schule und die Beratungsstelle ein Teil der Gemeinschaft sein können, entwickeln sie sich optimal. Ideal ist, wenn es gelingt, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen.

Plausch in der Nachbarschaft

Erleben durfte ich dies exemplarisch beim letzten Hilfeplangespräch mit unserem fußballbegeisterten Tommy und seiner Mutter, die dereinst selbst in unserem Kinderdorf groß geworden ist, sowie dem zuständigen Mitarbeiter des Jugendamtes. Spontan wurde nach dem Hilfeplangespräch ein kleines Fußballspiel mit allen Beteiligten veranstaltet und die Mannschaft von Tommy, seiner Mutter und dem Mitarbeiter des Jugendamtesgewann. Es war für mich sehr rührend zu sehen, dass dies gelingen kann, trotz der manchmal schwierigen Gespräche in der Vergangenheit.

Viele Faktoren helfen uns, Kindern und Jugendlichen ein Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen: Die Natur als weiser Ratgeber, das Dorf mit seinen unterstützenden Menschen, die leiblichen Eltern und die an vielen Stellen sehr gute Zusammenarbeit mit Jugendämtern und anderen an der Hilfe Beteiligten.

Es geht eben nur gemeinsam…

Brit Nitschke, Kinderdorfleitung Steinbach

Pferde gehören zur Gemeinschaft dazu