Der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller besuchte am 6. Mai 2019 das „Lausitzer Haus des Lernens“ vom Albert-Schweitzer-Familienwerk Brandenburg e.V.. Die Spremberger Grundschule hatte unter dem Motto „Kontinent der Vielfalt – Afrika erleben“ zum Tag der offenen Tür eingeladen. Anne Böhme, Klassenlehrerin, erzählt im Interview, worum es genau ging.

Der Bundesminister Gerd Müller war in Ihrer Schule. Wie war das für Sie und die Kinder?
Es war toll, mal so einen prominenten Menschen live zu erleben. Der Bundesminister hat mit unseren Kindern gemeinsam getrommelt und gesungen und sie hatten viele Fragen an ihn. Für mich war es ganz wunderbar zu sehen, wie unbefangen die Kinder auf ihn zugegangen sind. Wir haben nicht nur Afrika erlebt, sondern auch den Bundesminister. (lacht)

Warum genau war Gerd Müller da?
Wir haben gemeinsam mit „Engagement Global“ ein Projekt umgesetzt, dass vom Bundesministerium für Entwicklung und Zusammenarbeit unterstützt wird. Vordergründig geht es dabei um Bildungsarbeit im entwicklungspolitischen Kontext. Wir wollen, dass die Kinder die Welt als Ganzes sehen und nicht nur einzelne Perspektiven wahrnehmen. Afrika hat viele Seiten und ist nicht nur einfach ein armes Land.

Und wie haben Sie das in der Schule umgesetzt?
Mit Referenten aus afrikanischen Ländern haben wir zwei Tage verschiedene Themen erarbeitet. Wichtig war, dass die Kinder die Vielfalt des Kontinents erkennen und erleben. So gab es einen Trommelworkshop, Kurse über die Herstellung von Schokolade und Kleidung, sie erfuhren, wie Kinder dort leben, aber auch, was Plastikmüll mit den Meeren macht. Dabei konnten die Kinder lernen, wie sie durch ihr eigenes Verhalten zu mehr Gerechtigkeit beitragen können.

Und warum haben Sie gerade Afrika für das Projekt ausgewählt?
Als Grundschule vom Albert-Schweitzer-Familienwerk lag das nahe. Albert Schweitzer lebte jahrelang in Gabun und hat dort Großes geleistet. Seine Werte, die wir auch immer wieder an die Kinder vermitteln, haben sich hier in diesem Projekt wiedergefunden.

Was sind das für Werte?
Nun, wir sagen unseren Kindern immer, dass wir nur gemeinsam stark sind, dass wir zusammenhalten und wie eine Familie sein müssen, in der sich jeder einbringen darf. Wir brauchen Toleranz und Achtung voreinander.

Die Vermittlung von Werten spielt eine große Rolle an Ihrer Schule?
Ja, absolut und immer wieder. So haben wir auch dieses Projekt mit der bundesweiten MITEINANDER-Schulaktion verbunden, die Grundschulkindern Werte wie Solidarität, Mut und Respekt nahebringt.

Haben Sie denn das Gefühl, dass Werte heute in der Erziehung eine wichtigere Rolle spielen als noch vor 20 Jahren?
Ich denke, Werte wie Achtung und Toleranz sollten immer einen hohen Stellenwert einnehmen. Aber die Kinder heute haben durch die Medien einen viel breiteren Zugang zu Informationen. Sie erleben Verantwortung füreinander innerhalb ihrer Familie, ihrer Schule, ihrer Stadt und ihres Landes. Es ist wichtig, immer wieder daran zu denken, dass wir nur gemeinsam unsere Welt gestalten und erhalten können. Vielfalt erleben zu wollen, bedeutet auch Vielfalt zuzulassen.

Das Interview führte Ulrike Seifart vom Bundesverband der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke