Kinderfonds News Heft 2 – November 2005. Die Albert Schweitzer Familienwerk Bayern Stiftung und die Active Help Kinderfonds Stiftung ermöglichten den Bau eines Hauses für traumatisierte Kinder.

Ein gestiftetes Grundstück
Schon lange war es der Wunsch von Frau Dr. Ruth Kerb, traumatisierten und benachteiligten Kindern auf ihrem Grundstück ein neues Zuhause zu geben. Sie wandte sich an verschiedene gemeinnützige Organisationen, die ihren Wunsch jedoch nicht umsetzen konnten.

Doch dann erfuhr sie von der Möglichkeit, eine eigene Stiftung zu Gunsten der Albert Schweitzer Familienwerke und Kinderdörfer zu gründen. So entschloss sich die 72-jährige Dr. Ruth Kerb, die Albert Schweitzer-Familienwerk Bayern Stiftung ins Leben zu rufen und ihren gesamten Grundbesitz bei Neubeuern im Landkreis Rosenheim zu stiften. Frau Dr. Kerb brachte den ehemaligen Bauernhof, in dem sie wohnt, sowie acht Hektar Grünland und Wald in ihre Stiftung ein. Auf ihre Initiative hin wurde auf dem Grundstück direkt neben ihrem Haus ein neues Kinderhaus für eine zehnköpfige Albert Schweitzer Familie gebaut. "Das Engagement, das Frau Dr. Kerb zeigt, ist bewundernswert und einmalig", stellt Heiner Koch, Geschäftsführer
des Albert-Schweitzer-Familienwerks Bayern und gleichzeitig Vorstand von Frau Dr. Kerbs Stiftung, fest.

(H)ausbau als Aktivprojekt
Mit Hilfe von Förderern errichtete das Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern den Rohbau für das neue Kinderhaus. Allerdings reichten die Mittel nicht aus, um das Haus fertigzustellen. Wieder half ein Kontakt des Stiftungszentrums weiter. Die Siemens Management Consulting (SMC), eine Abteilung des Großkonzerns, führt regelmäßig Hilfsprojekte durch. Das Besondere dabei: Nicht Handwerker sägen, hämmern und schrauben, sondern die Mitarbeiter der Unternehmensberatung legen vor Ort selbst Hand an. "Wir wollen uns sozial engagieren und etwas für benachteiligte Kinder tun", begründete Albrecht Wild die spontane Zusage, als das Albert-Schweitzer-Familienwerk um Hilfe bat.

An einem Freitag im Mai 2005 rückten 170 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der SMC in Neubeuern an, um das neue Kinderhaus fertigzustellen. Im Haus galt es unter anderem, eine Küche einzubauen und das Parkett zu verlegen. Im Freien wurden ein Spielplatz mit Schaukel, Sandkasten und Grillstelle, ein überdachter Autostellplatz, ein Zaun und ein Ponystall errichtet.

Ein Wunsch geht in Erfüllung
Wenige Wochen später konnte eine Familie mit zwei eigenen und sechs schwer traumatisierten Pflegekindern einziehen. Die Pflegekinder waren sexuellem Missbrauch, massiver Vernachlässigung und Gewalt ausgesetzt und können daher nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern leben. Jetzt wohnen sie unter einem Dach mit ihrer Hausmutter, einer Sozialpädagogin und Reittherapeutin, sowie deren Mann, einem Schreiner. Beide haben sich lange auf ihre Rolle als Hauseltern vorbereitet. Sie werden den Kindern den familiären Schutz und die Sicherheit geben, die sie benötigen, um neue Kraft und Mut für ihr Leben zu schöpfen. Frau Dr. Kerb wird in ihrem Bauernhaus wohnen bleiben. Von dort kann sie jeden Tag aufs neue beobachten, wie dank ihrer Stiftung sechs benachteiligte Kinder die Chance auf eine glückliche Zukunft bekommen haben. Ihr so lange gehegter Wunsch ist endlich wahr geworden.