Dort wo früher Nürnberger Sonntagsausflügler Kuchen und die schöne Aussicht genossen haben, wohnt jetzt eine Familie des Albert-Schweitzer-Familienwerks. Gestern wurde das "Albert-Schweitzer-Sternstundenhaus" im ehemaligen Waldcafe auf der Rückersdorfer Ludwigshöhe offiziell eröffnet.

In dem komplett restaurierten und umgestalteten Gebäude, das nach wie vor rundum von Wald umgeben ist, wohnen derzeit vier Kinder im Alter von zwei bis acht Jahren (am 10. Mai kommt noch ein Siebenjähriger dazu) die in ihren eigenen Familien mehr Leid als Wohl erfahren haben und deswegen dort nicht länger aufwachsen sollen. Betreut werden sie von einem "Hauselternpaar", das selbst in dem Heim wohnt, sowie von weiteren Erziehern, Kunst-, Musik- und Reittherapeuten und einem Psychologen, die regelmäßig vor Ort sind. Konzipiert ist das Haus für maximal neun Kinder und Jugendliche. "Rückersdorf als einer exklusiven Wohngemeinde steht es gut an, sich die Nöte anderer zu eigen zu machen", sagte Bürgermeister Werner Pleyer bei der Eröffnungsfeier. Er glaube sagen zu Rückersdorf, Ansicht von Norden dürfen, dass sich die gesamte Einwohnerschaft über die Einrichtung freue. So wie die Blindeninstitutsstiftung inzwischen einen festen Platz in der Gemeinde habe – obwohl es auch hier anfangs kritische Stimmen gab – werde auch das Albert-Schweitzer-Sternstundenhaus samt seiner Bewohner hier eine gute Entwicklung nehmen können. Landrat Helmut Reich bezeichnete das Heim als gute Komplettierung für den Landkreis, das an "Einrichtungen gelebter Menschlichkeit" schon das Sonderpädagogische Förderzentrum in Lauf, die Lebenshilfe in Schönberg, das Blindeninstitut in Rückersdorf und die Rummelsberger Anstalten bei Feucht aufzuweisen hat. Vielfacher Dank ging an Werner Diehl, Mitglied im Aufsichtsrat der Diehl-Gruppe, der zusammen mit seinen Brüdern den Einzug des Albert-Schweitzer-Heims in das frühere Waldcafe ermöglichte und finanziell förderte. Erworben hatte die ehemalige Ausflugsgaststätte einst dessen Vater Karl Diehl. Das Gebäude war zuletzt etliche Jahre leer gestanden und fast zur Ruine verfallen, bis Heiner Koch, der Geschäftsführer des Albert-Schweitzer-Familienwerks Bayern mit dem Anliegen an die Diehl-Brüder herantrat, dort ein Familienheim einzurichten. "Herr Koch hat mich wirklich überzeugt", sagte Werner Diehl bei der Eröffnung, "ich wünsche dem Haus auch im Namen meiner Familie, viel Erfolg und Gottes reichen Segen". Eine weiterer großer Finanzierungsbeitrag kam von der "Sternstunden"-Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, weswegen das Haus auch "Sternstundenhaus" getauft wurde. Neben dem Spender dankte Albert-Schweitzer-Geschäftsführer Heiner Koch in besonderer Weise dem Rückersdorfer Bürgermeister: "Herr Pleyer hat uns sehr unterstützt, was wir auch brauchten, denn aus der Bevölkerung gab es durchaus Gegenwind". Dass hier eine "Räuberhöhle" entstehe, wie wohl manche Bürger befürchteten. (…) F. Moritz