Welche Rolle spielt die Stadt Berlin bzw. der Bezirk Spandau bei diesem Projekt?

Der Bezirk Spandau war für uns der entscheidende Impulsgeber für das Projekt, da von Seiten des Jugendamtes seit mehreren Jahren ein großes Interesse an einem derartigen Projekt geäußert worden ist. Da etwas Vergleichbares bislang nur im Bezirk Lichtenberg existiert, geht es Spandau u.a. auch darum, den regionalen Bedarf an solch innovativer Jugend- und Familienhilfe besser bedienen zu können. Die Stadt Berlin, vertreten durch
die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft ist in erster Linie unser Vertragspartner, wenn es um die Aushandlung des Trägervertrages gemäß § 78 SGB VIII
und die Verhandlung der Entgelte geht. Selbstverständlich benötigen und haben wir auch eine positive Stellungnahme der zuständigen Fachverwaltung erhalten.

Wie finanziert sich das familienhaus?

Das „familienhaus“ finanziert sich in seiner baulichen Herstellung durch Spenden und Zuwendungen, also Eigenmittel des Trägers, Stiftungszuschüsse und Baukredite. Im laufenden Betrieb werden es die Entgelte der Bezirke sein, die die laufenden Kosten tragen sowie Mietkostenübernahmen der leiblichen Eltern durch Jobcenter oder Sozialämter, nicht zuletzt aber auch Spenden unserer Mitglieder und Förderer.

Wie hoch sind die Baukosten gesamt, wie groß wird der Neubau?

Wir rechnen mit ca. 1,9 Mio. € Herstellungskosten. Insgesamt stehen ca. 580 qm an Wohnfläche für die Familien – aufgeteilt in 9 unterschiedlich große Wohnungen – sowie eine große Betreuungsetage im EG des Hauses zur Verfügung. Die Gesamtnutzungsfläche des Hauses, incl. Gemeinschafts-, Technik- und Nebennutzflächen liegt bei ca. 1.035 qm.

Wie ist das Raumkonzept? Wann soll das familienhaus fertig sein?

Jede betreute Familie bezieht eine eigene Wohnung, deren Größe sich an den Standards der aktuellen Wohnraumverordnung orientiert. Dadurch sind die Wohnungen zwar eher klein, aber hell (fast alle auch mit Balkon) und praktisch geschnitten. Die Wohnungsgrößen reichen von gut 45qm für eine Einzelperson mit einem Kind bis hin zur 95-qm–Wohnung für eine 4- oder 5-köpfige Familie. Wir haben zudem die Option vorgesehen, ggf. zwei kleinere Wohnungen zusammen legen zu können. Zwei Wohnungen im ersten OG sind behindertengerecht konzipiert, zudem gibt es im Haus einen Aufzug, der bis ins Dachgeschoss reicht. Als Fertigstellungstermin streben wir Ende Juli 2017 an.

 

Wann zieht die erste Familie ein?

Wenn bauseitig alles klappt wie geplant und der Träger- sowie die Betreuungsverträge ebenfalls rechtzeitig fertig sind, können die ersten Familien zum Ende der Sommerferien 2017 einziehen.

Plant der Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V. weitere Einrichtungen dieser Art?

In dieser Form planen wir derzeit kein weiteres Projekt. Man muss wissen, dass der Aufwand von der Grundstückssuche über die Bau- und Genehmigungsplanung bis hin zur Baufertigstellung eines für unsere Verhältnisse relativ großen Projektes sehr viel Zeit und Arbeit verschlingt. Neben dem „familienhaus“ betreiben wir in Berlin immerhin noch 19 weitere Kinderdorfhäuser und zwei große Kitas mit Familienzentren in insgesamt drei Berliner Bezirken. Insofern sind unsere Ressourcen begrenzt. Wir schließen aber nicht aus, dass es bei einem entsprechenden Erfolg des Projektes in späteren Jahren weitere „familienhäuser“ in Berlin geben kann.

Das Interview führte Silke Beuningh, verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin e.V.

Auf unserem Flickr-Account zeigen wir Ihnen den Baufortschritt
(Fotos: Wolf-Rüdiger Lau, Architekt, Portrait: Boris Trenkel)