"Nürnberger Nachrichten/ Pegnitzzeitung Lokal", RÜCKERSDORF – Nach einem Jahr Renovierungszeit hat die Albert-Schweitzer Stiftung am Samstag zur Einweihungsfeier ihres neuen "Sternschnuppenhauses" eingeladen, ein zweites Gebäude neben dem bestehenden "Sternstundenhaus" auf der Ludwigshöhe in Rückersdorf.

Für vier Kinder soll das Haus auf der Waldlichtung ein neues Heim werden, in dem sie in einer familienähnlichen Atmosphäre aufwachsen dürfen. Neben Bürgern aus der Gemeinde, Mitarbeitern und Verantwortlichen waren auch stellvertretende Landrätin Marlene Mortler und Bürgermeister Werner Pleyer zu den Feierlichkeiten gekommen.

"Das Haus war wahnsinnig heruntergekommen. Da wuchsen Bäume innen drin und die Decke kam schon fast herunter", beschreibt Heiner Koch, Geschäftsführer vom Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern, den früheren Zustand des jetzigen "Sternschnuppenhauses". Heute, beinahe ein Jahr später, steht an der selben Stelle ein renoviertes Wohnhaus mit anspruchsvoller Holzfassade, mehreren geräumigen Zimmern und schöner Einrichtung.

Das mehrstöckige Haus soll das neue Heim einer Großfamilie werden: Vier Kinder, die aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen und nicht bei ihren Eltern wohnen können, ziehen dort gemeinsam mit einer Hausmutter, deren zwei leiblichen Kindern und ihrem Lebensgefährten ein.
So eine Konstellation muss doch zu Spannungen führen? "Natürlich braucht es eine gewisse Einstiegszeit", sagt die Hausmutter Manuela Körber. "Aber mir bereitet es unheimlich viel Spaß, in einer großen Familie mit vielen Kindern zu leben". Und nicht nur sie selbst erfülle das Leben in der Großfamilie, sondern auch ihre eigenen Kinder profitieren vom Aufwachsen in diesem etwas anderen sozialen Umfeld. "Sie haben sich verändert in den zwei Jahren und mögen das Leben hier."
    
Körber hat bereits vor zwei Jahren mitgeholfen das Sternstundenhaus ins Leben zu rufen. Dieses steht einige hundert Meter entfernt und gibt neun weiteren Kindern die Chance auf einen Neuanfang, das heißt Chance, quasi in einer "normalen" Familie zu leben.
Und die leiblichen Eltern? Die Kinder, die im Sternstunden- bzw. -schnuppenhaus wohnen, sind keine Waisen, sondern können aus unterschiedlichen Gründen einfach nicht mehr bei ihren Eltern leben. Aber der Kontakt zu Mutter und Vater ist wichtig. "Manche Eltern kommen zu Besuch oder die Kinder fahren in den Ferien hin", so Körber.

Zur Realisierung des Projektes waren natürlich viele Aufwendungen nötig. Durch Spenden konnten sie finanziert werden. Heiner Koch nutzte die Feierlichkeiten, um sich nochmals ausdrücklich bei den Sponsoren zu bedanken. Besonderen Dank richtete er hierbei an Ursula Sulka vom Förderverein Sternstunden. Die Vereinigung hatte bereits den Aufbau des Sternstundenhauses finanziert und nun wiederum einen Scheck im Wert von 66000 Euro zur Verfügung gestellt.

Lob von Marlene Mortler
Stellvertretende Landrätin Mortler gab in ihrer Rede zu, zum ersten Mal das Sternstundenhaus zu besuchen und äußerte ihre Begeisterung für das Projekt. Besonders den Einsatz der Mitarbeiter wisse sie zu schätzen. Dieses "heilpädagogische Kleinheim" stelle einen großen Wert das, lobte sie.
Genauso zollte Bürgermeister Werner Pleyer vor allem den Mitarbeitern und deren Arbeit Anerkennung. Weiterhin betonte er, wie wichtig es sei, die persönliche, heimische Atmosphäre in den Häusern aufrecht zu erhalten und sprach sich gegen eine Erweiterung aus. Denn nur in dieser kleinräumigen Atmosphäre würde die familiäre Umgebung geschaffen, in der es gelingen könne, die Kinder angemessen aufs Leben vorzubereiten.

Seeräuberlied zum Abschluss
Zum Abschluss der offiziellen Veranstaltungen führten die Kinder die Gäste auf ihren neuen Spielplatz und gaben ein altes Seeräuberlied zum Besten.
"Wir sind Piraten, haben einiges gesehen und bleiben nun hier. Das könnt ihr wohl verstehen…", schrie der "Kapitän" vom Ausguckturm des Schiffes, welches da in einem großen runden Sandkasten steht. Und schon fingen die Sternstundenpiraten an, fröhlich zu singen "Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen…". Für die Gäste des Festes war es schön zu sehen, wie sich die Wogen im Leben der Kinder hier im Sternstunden- und -schnuppenhaus allmählich wieder zu glätten scheinen.

Susanne Faschingbauer