Jessica geht ihren eigenen Weg. Sie hat ihren Schulabschluss gemacht und eine Ausbildung als Fachverkäuferin begonnen. Die Zwischenprüfung hat sie schon bestanden, ihre Chefin hält große Stücke auf sie und nun kniet sie sich in die Vorbereitungen zur Abschlussprüfung, die im Sommer ansteht.

Zwischen Chaos und Selbständigkeit lagen bei Jessica vier Jahre. Mit 14 kam sie ins Kinderhaus Kerb in Neubeuern, mit 15 zog sie in den neuen Rosenhof und mit 18 Jahren geht sie nun ihren eigenen Weg. Sie wohnt mit ihrem Freund zusammen und verdient ihr eigenes Geld. Für Jessica waren die Albert-Schweitzer-Kinderdorfhäuser in Bayern ein Glücksfall. „Kinder wie Jessica, die aus schwierigen Verhältnissen zu uns kommen, haben wenig Zeit und schlechte Bedingungen.

Sie müssen in viel weniger Zeit viel mehr auf die Reihe kriegen“, bestätigen die Kinderdorfmütter Maren Halle-Krahl und Karin Kendlinger, die mit 16 Kindern im Kerbhaus und im Rosenhof wohnen.

Im Lauf des Jahres soll das Kinderdorf erweitert werden. Ein Anbau wird den älteren Kindern zu mehr Privatsphäre verhelfen und in zwei neuen Appartements können die Jugendlichen selbständiges Wohnen und Versorgen lernen. Die Betreuer helfen ihnen dabei, in diesem geschützten Raum, ganz in der Nähe der vertrauten Kinderdorffamilien, das Alleinleben zu üben.

Jessica hat es geschafft. Sie hat gelernt, Verantwortung für sich und ihr Leben zu übernehmen. Ihr Beispiel kann für andere Kinder ein Vorbild sein und Mut machen, es ebenso zu meistern, auch bei schwierigen Startbedingungen.

Birgit Thierer, Albert-Schweitzer-Familienwerk Bayern e.V.

(Bild: Symbolbild, Pixabay, silviarita)