Kochen, reparieren, Hausaufgaben korrigieren: Valentin Eberl ist im Albert-Schweitzer-Kinderhaus Rosenhof ein wahres Multitalent. Als Hauskoch weiß er, dass Essen gut ist für die Seele.  Auch seine Kochkünste sorgen dafür, dass sich die Kinder zuhause fühlen.

30 Eier braucht Valentin Eberl für seinen Kaiserschmarrn. Als Koch im Rosenhof, dem Kinderdorfhaus des Albert-Schweitzer Familienwerks in Pinswang
bei Neubeuern, kennt er sich bestens mit den Mengen aus, die eine Schar von neun Kindern vertilgen kann. „Drei Liter Teig brauche ich für insgesamt 15
Personen“, sagt Valentin, der im Rosenhof auch die Hausmeistertätigkeiten erledigt.

Donnerstags ist Mehlspeisentag. Da kommen Gerichte wie Pfannkuchen oder eben Kaiserschmarrn auf den Tisch und die Buben und Mädchen im Alter von drei bis 17 Jahren wissen ganz genau, was sie erwartet, denn der köstliche Geruch empfängt sie bereits draußen auf der Straße, wenn sie vom Schulbus nach Hause kommen. Zu viel Zucker verwendet Valentin aber nicht für seinen Kaiserschmarrn, denn er achtet sehr auf eine gesunde Ernährung für die Kinder.

Der 55-Jährige ist schon von Anfang an dabei. Bevor der Rosenhof im Dezember 2015 eröffnen konnte, brauchten die Verantwortlichen noch einen Koch. Valentin, der zuvor Diätkoch in einer Krebsklinik war, war die erste Wahl für diesen Posten. „Das mit der Bewerbung ging ganz schnell und war völlig unkompliziert“, sagt er heute.

Während Valentin neuen Teig in die Pfanne gibt und den fertigen Schmarrn zum Warmhalten im Ofen abstellt, trudeln die ersten Kinder aus der Schule ein. Eines von ihnen ist Kevin, (Name geändert) der sich gleich an seine Hausaufgaben macht. Mathematik, Schreiben und Lesen üben stehen auf der Agenda und Kevin geht mit Feuereifer ans Werk.

Valentin entpuppt sich als Multitasking-Talent. Immer wieder gibt er Kevin während dem Kochen Hilfestellung oder korrigiert eine Mathe-Aufgabe. Danach schiebt er wieder seine Brille auf die Stirn und produziert weiter seinen beliebten Kaiserschmarrn. Nach den Mathematik-Hausaufgaben liest Kevin aus einem Asterix-Comic vor und lässt sich nach getaner Arbeit vom Hauskoch unterschreiben, dass er seine Übung erfolgreich beendet hat. Während des Lesens wandert der Blick des Buben dennoch immer wieder zum Kaiserschmarrn im Ofen hinüber – er spechtet ebenso wie alle anderen Kinder auf das schmackhafte Essen.

„Ab und zu brauchen die Kinder auch mal etwas Süßes. Das ist gut für die Seele“, sagt Valentin. Denn auf den kleinen Kinderseelen lasten oftmals enorme Traumata, die sie beispielsweise durch Vernachlässigung oder nicht kindgerechte Behandlung erfahren mussten. Die Kinder im Rosenhof stammen aus Familien, in denen die Eltern mit ihren Aufgaben aus den verschiedensten Gründen überfordert waren. Feste Mahlzeiten? Ein gefüllter Kühlschrank? Ausgewogene Ernährung? Manche von ihnen kannten das zuvor nicht. In Pinswang dürfen die Buben und Mädchen gutes Essen in Gemeinschaft als eine Form von Wertschätzung erfahren – sich selbst und anderen gegenüber.

Selbst Rosenhof-Praktikantin Laura würde liebend gerne noch einige Zeit länger im Rosenhof bleiben – und das nicht zuletzt wegen Valentins Kochkünsten.
Aber nicht nur Kaiserschmarrn steht bei ihr und den Kindern hoch im Kurs. Manchmal und zu besonderen Anlässen tischt Valentin auch Schweinebraten auf –
aber nur, wenn auch wirklich alle brav waren. Und auch damit tut der 55-Jährige den Kleinen etwas Gutes. Essen für die Seele eben.

Quelle Bild und Text: Oberbayrisches Volksblatt