Seit drei Jahren arbeitet Henrik Heiss in der Kinderdorffamilie Torhof im Erfurter Kinderdorf. Dort leben acht Mädchen und Jungen. Mit Blick auf seine eigene Pubertät weiß der Hausleiter um die Wichtigkeit von Vorbildern für Heranwachsende.
Wieso arbeitest Du im Kinderdorf?
Ich habe mich schon immer dafür begeistert, mit Kindern und Jugendlichen langfristige Beziehungen zu pflegen. Ihr Vertrauen ist essentiell für eine gute Arbeit. Am meisten gefällt mir die Abwechslung und dass man sich mit seinen Fähigkeiten in die Arbeit einbringen kann.
Welche Rolle spielen männliche Erzieher im Kinderdorf?
Eine ebenso wichtige Rolle wie weibliche Kolleginnen – verschiedene Menschen im Leben zu haben, bereitet die Kinder und Jugendlichen bestmöglich auf das Leben vor. Sie können unterschiedliche Herangehensweisen erlernen, differenzierte Blickwinkel wahrnehmen und aus allem Lösungsansätze für Herausforderungen finden.
Wie sehr siehst Du Dich als Vorbild?
In allem, was ich mache, bin ich Vorbild. Ich lebe den Kindern meinen Lebensentwurf vor, mit den guten und auch nicht so guten Seiten an mir. Das gehört dazu, weil wir keine perfekten Kinder und Jugendlichen wollen, sondern glückliche Heranwachsende, die für ihr späteres Leben bestmöglich vorbereitet sind.
Was ist für Dich herausfordernd beim Thema Pubertät im Arbeitsalltag?
Regeln, die früher akzeptiert wurden, werden häufiger in Frage gestellt. Es gibt viel mehr Diskussionen, aber auf die lasse ich mich gerne ein. Sich mit anderen Menschen verbal auseinanderzusetzen, ist aus meiner Sicht wichtig für die Identitätsfindung von jungen Menschen.
Was sind die schönsten Momente?
Wenn ich beobachten kann, wie sich die Älteren der Kinderdorffamilie um die jüngeren Kinder kümmern, ohne dass ich sie explizit darum gebeten habe. Und ausgeglichene Tage mit seelisch erfüllten Kindern und Jugendlichen empfinde ich als absoluten Mehrwert meiner Arbeit.
Die Fragen stellte Christin Schönfuß, Familienwerk Thüringen
Foto: Konstantin Börner
