Bundesweit setzen sich die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke mit Initiativen und Beteiligungsmaßnahmen dafür ein, die Rechte der Kinder in den Kinderdörfern im Alltag zu stärken. Dabei steht am Anfang die Vermittlung der Rechte: Denn nur wenn Kinder und Jugendliche wissen, worin ihr Recht besteht, können sie lernen, dieses auch umzusetzen.

In vielen Vereinen werden gemeinsam mit den Kindern Kinderrechtebroschüre erstellt, in denen ganz praktisch vermittelt wird, welche Rechte es gibt und was das im Alltag bedeutet. Selbstgemalte Bilder zu den verschiedenen Themen helfen auch den Kleineren zu verstehen, worum es geht.

Ebenfalls an die Kleineren richtet sich das Angebot der Vertrauenspersonen, so in Mecklenburg-Vorpommern. „Größere Kinder können den Kummerkasten, der wöchentlich geleert wird, nutzen oder haben vielleicht sogar den Mut, jemand anzusprechen. Aber was machen die Kleinen? Im Alltag sind sie in den Einrichtungen, aber sie brauchen weitere Erwachsene, die sie bei Sorgen und Problemen ansprechen können“, erklärt Inka Peters, Geschäftsführerin im Albert-Schweitzer-Familienwerk Mecklenburg-Vorpommern e. V.. Dafür wurden Vertrauensperson eingesetzt. „Für uns war klar, dass wir die Kinder in Kontakt zu den Vertrauenspersonen bringen müssen, nur dann können sie Vertrauen fassen und sich öffnen. Jüngere Kinder brauchen was Echtes und Anfassbares; Menschen, die sie kennen und mit denen sie etwas Schönes erlebt haben“ so Peters. Die Vertrauenspersonen fahren mit den Kindern ins Ferienlager, sind im Alltag präsent. Sie schreiben den Kindern zu besonderen Anlässen – Weihnachten, Ostern oder wenn es Zeugnisse gibt – Briefe. Vielen Kindern, gerade denen, die von zuhause nicht so regelmäßig Post bekommen, bedeutet das sehr viel.

Diese Initiative zeigt, dass immer auch ein individueller Blick auf die Kinder, ihr Alter und ihr Bedarf entscheidend sind. Ein bewährtes Instrument in vielen Vereinen sind die monatlichen oder jährlichen Kinder-und Jugendkonferenzen, in denen über den Alltag und mögliche Verbesserungen gesprochen wird. So trifft sich im Albert-Schweitzer-Kinderdorf Waldenburg ein Gremium aus Kindern und Mitarbeitenden mehrmals im Jahr zur jährlichen Kinder und Jugendkonferenz. Mittlerweile leiten die Kinder die Konferenz nahezu selbständig. „Einige Schritte waren notwendig, bis es reibungslos lief. Doch der Einsatz hat sich gelohnt, wenn man sieht, mit welchem Selbstbewusstsein die Kinder sich jetzt präsentieren und ihre Aufgaben meistern. Einfacher ist es jedoch für das Betreuerteam nicht geworden, denn die Kinder fordern nun ihr Recht auf Mitbestimmung ein“, resümiert Leiter Helmut Lehr schmunzelnd.
Auch in Thüringen, Bayern, Berlin und vielen anderen Bundesländern tagen regelmäßige Kinder- und Jugendkonferenzen.

Hanna Irabi, Öffentlichkeitsarbeit, Bundesverband Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke

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