„Es sind die vielen Kleinigkeiten, an denen wir täglich gemeinsam mit den Kindern arbeiten“, schildert Erzieher Markus aus dem Kinderdorf in Sachsen. „Mut zusprechen, Hilfe anbieten, vermeintliche Probleme oder Schwierigkeiten relativieren. All das macht unsere Arbeit aus und ist so bereichernd.“

Mats* kam mit eineinhalb Jahren in unsere Kinderdorffamilie in Dresden. Schon damals war der Junge entwicklungsverzögert. Später stellte sich heraus, dass Mats an einer Stoffwechselstörung sowie einer Muskelerkrankung leidet. Er musste im Lauf seines Lebens immer wieder Operationen über sich ergehen lassen und war zeitweise an den Rollstuhl gefesselt.

Eine Corona-Infektion des inzwischen 15-Jährigen im Frühjahr 2021 verschlechterte seinen Allgemeinzustand nochmals erheblich. „Inzwischen gilt er zwar als genesen, aber so richtig fit ist er noch lange nicht.

All diese Umstände tragen dazu bei, dass Mats oft lustlos ist und sich wenig zutraut“, sagt seine Kinderdorfmutter. „Wir müssen ihn meistens stärker motivieren als unsere anderen Kinder.“ In den letzten Sommerferien hatte Mats dann aber doch ein absolutes Erfolgserlebnis, von dem er bis heute profitiert. Im Rahmen einer Ferienfahrt ging es für einen Tag in einen Kletterwald.

„Mats wollte erst gar nicht mitkommen“, berichtet Erzieher Markus, der die Gruppe begleitete. „Er hatte die Befürchtung, sowieso nicht genug Kraft und Ausdauer für diesen Parcours zu haben. Nach viel gutem Zureden kam er schließlich doch mit und entschied sich, eine Strecke  zu versuchen.“

Melissa ist 18 geworden

In zehn Metern Höhe wurde der Jugendliche wider Erwarten plötzlich vom Ehrgeiz gepackt. „Er kletterte diesen anspruchsvollen Parcours sogar dreimal“, staunt Pädagoge Markus mit einem gewissen Stolz.

Stolz war auch Mats. Selbst der Muskelkater, der für eine Woche anhielt, konnte dieses Gefühl nicht schmälern.

Maria Grahl, Kinderdorf Sachsen

*Name zum Schutz des Heranwachsenden geändert