Neuer Lebensabschnitt

Lydia fand mit 14 Jahren in der Wohngruppe des Familienwerks Rheinland-Pfalz eine Ersatzfamilie, in der sie sich wohlfühlte. Nach ihrem 18. Geburtstag konnte sie zunächst dort wohnen bleiben, beschloss dann aber, gemeinsam mit ihrer Freundin in eine WG zu ziehen. Eine große Umstellung, wie sie rückblickend berichtet.

„Zu Beginn hatten wir vielerlei Probleme. Schon das Finden einer Wohnung war schwierig und wir erhielten viele Absagen, da die Vermieter Bedenken hatten, zwei junge Volljährige einziehen zu lassen, die vom Jobcenter abhängig sein werden. Auch die Anträge des Jobcenters haben uns viele Steine in den Weg gelegt.

Für uns stand von Anfang an fest, dass wir weiterhin Unterstützung brauchen, denn ganz allein würden wir es nicht schaffen. Hier hatten wir großes Glück, dass der ambulante Helfer uns schon lange begleitete und unser Vertrauen genoss. Seine Hilfe ermöglichte uns einen einfacheren Einstieg in die Selbstständigkeit. Nicht nur bei den Anträgen und beim Einkauf von Lebensmitteln griff er uns unter die Arme, auch beim Einhalten von Terminen und beim Einrichten der Wohnung.

Die Freude über die erste eigene Wohnung war zwar vorhanden, allerdings fiel es uns zu Beginn schwer, allein leben zu müssen, da wir eine ruhige Umgebung nicht gewohnt waren. Gleich in der ersten Nacht sind wir wieder zurück in die Wohngruppe gefahren und haben dort übernachtet. Nach den ersten zwei Wochen haben wir uns langsam daran gewöhnt, nur noch zu zweit zu sein, besuchten die Wohngruppe dennoch sehr oft. Durch die Corona-Situation mussten wir den Kontakt in letzter Zeit jedoch leider einschränken, telefonieren aber regelmäßig mit den anderen Kindern und Jugendlichen und auch mit den
Erzieher*innen.

Gerade Weihnachten ohne die Gruppe fiel uns schwer, es fehlte etwas. Denn sie ist der Ort, an dem wir uns wohlfühlen, wo wir Unterstützung bekamen – unser Zuhause.“

Lydia, Familienwerk Rheinland-Pfalz