Bianka Dierkes leitet ihre Kinderdorffamilie in Niedersachsen aus Überzeugung. Zusammen zur Ruhe kommen, viel gemeinsame Zeit verbringen und Geborgenheit schenken – all das ist ihr wichtig.

Kinderlieb – das war Bianka Dierkes schon immer. Schon früh gab es in ihrem Leben zwei Anziehungspunkte: Tiere und Kinder. „Ich bin immer mit Pferden und Hunden aufgewachsen, liebe das Ländliche und habe eine sehr enge Bindung zu meiner Familie.“ Blickt man sich heute in ihrem eigenhändig renovierten Kinderdorfhaus um, so wird deutlich, dass sie ihren Traum lebt. Drei lebhafte Kinder zwischen 4 und 7 Jahren spielen im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer zusammen mit den Hunden Susi und Bly – und Bianka Dierkes ist mittendrin. Aufgeweckte Augen suchen ihren Blick. „Können wir etwas spielen?“, der siebenjährige Ben* kommt freudig aus dem offenen Wohnzimmer. Bianka Dierkes streichelt ihm über den Kopf und lacht. Es ist ein warmherziges Lächeln, das sofort gefangen nimmt.

Großartige und schwierige Momente

Dabei ist die Niedersächsin noch gar nicht lange Hausleiterin. Noch als Erzieherin lernte sie durch Zufall eine Kinderdorfmutter kennen. Bianka Dierkes, die die Arbeit mit Kindern so liebt und auch Erfahrungen mit schwererziehbaren Jugendlichen aufweist, beschäftigte sich intensiver mit dem Konzept Kinderdorf und dachte: „Ja, das könnte es sein!“ Gutes Fachpersonal wird immer gesucht und sie fand eine Anstellung als Erzieherin in einer Kinderdorffamilie in Uslar, lernte diese Welt hautnah kennen. In einem Jahr erfuhr sie quasi „live“, was es bedeutet, mit mehreren Jugendhilfekindern unter einem Dach zu leben. Es gab großartige, aber auch schwierige Momente. Sie war an Streit und Konfliktsituationen beteiligt, erlebte Auszüge in die Selbstständigkeit und verfasste eigenständig Hilfepläne – alles ein gutes Startpaket für die eigene Kinderdorffamilie. Und tatsächlich kam die Gelegenheit, Hausleitung zu werden, schneller als gedacht. Sie erwarb eine geeignete Immobilie in ihrem Heimatort und renovierte diese neben ihrer Anstellung als Erzieherin. Das neue Zuhause für sich und ihre Schützlinge wurde im Herbst 2017 fertig. Kurz darauf zog das erste Kind ein. Zwei weitere Schützlinge folgten und ein Vierter zieht in Kürze ein.

Frau mit drei Kindern und Hund auf dem Sofa

Für Bianka Dierkes stand fest, dass sie eine „kleine“ Kinderdorffamilie mit vier Kindern leiten möchte und dass sie ihnen in Lauenförde ein liebevolles Zuhause schenkt. Dennoch beschönigt sie nichts: „Der Job ist hart und man behält nicht viel Zeit für sich. Für mich war die Frage, was mir im Leben wichtig ist, ausschlaggebend.“ Denn bei der Beantwortung wurde ihr bewusst, dass sie ihre Tiere, den Garten und ihre Familie liebt – und alles drei lässt sich mit Kindern ideal verbinden.

Beruf und Leben vereint

Heute steckt ihr Reihenhäuschen voller Leben, die Kinder toben durch den Garten oder helfen mit, zusammen kümmern sie sich um die fünf Pferde und die Hunde sind für alle ein wichtiger Bezugspunkt. Die Erzieherin hat ihren Traumberuf ihrem Leben angepasst – und davon profitieren alle.
Es gibt viele Wege, beruflich in das Kinderdorf zu finden. Für Bianka Dierkes war das „Hineinschnuppern“ wichtig. Wer berufliches und privates verbinden
will, sollte das Kinderdorf als Arbeitsort in Betracht ziehen. Wer die Voraussetzungen Wer die Voraussetzungen als Sozialpädagoge, Erzieher oder Heilerziehungspfleger erfüllt, bekommt einen bunten Strauß an Jobentfaltungsmöglichkeiten geboten.

Swenja Luttermann, Familienwerk Niedersachsen

*Die Namen der Schützlinge wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.