Berlin, 29. Mai 2013. Das erste Albert-Schweitzer-Kinderdorf-Pflegekind, Roland Hampf, feiert seinen 60. Geburtstag. Roland Hampf blickt gerne zurück auf seine achtjährige Zeit im Kinderdorf: „Die Zeit im Kinderdorf hat entscheidend zu meinem Weiterkommen beigetragen.“ Selbstverständlich erinnert er sich an seine Ankunft als Siebenjähriger im Herbst 1960. „Kühl und neblig war es, ich durfte mir etwas zu essen wünschen, da fiel die Wahl auf Pfannkuchen.“ Bis 1968 blieb er im Kinderdorf, danach kam eine Ausbildung als Reprofotograf. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Stuttgart.

In Waldenburg – dort wurde das erste Albert-Schweitzer-Kinderdorf 1957 von Margarete Gutöhrlein gegründet -, entwickelte er seine künstlerische Ader. Neben der Fotografie betreibt er Malerei und schreibt Gedichte. Später brachte er sich als junger Erwachsener in das Kinderdorf ein: Seinen Wunsch-Ersatzdienst leistete er im Kinderdorf in Waldenburg. „Ich hatte immer einen tollen Kontakt dort, mein Zivildienst war eine wunderschöne Zeit.“ Hampf hat ein echtes Faible für „sein“ Kinderdorf und engagiert sich regelmäßig im Ehemaligenrat.

Das erste Albert-Schweitzer-Kinderdorf wurde 1957 gegründet von der damals bereits 73-jährigen Margarete Gutöhrlein. Die resolute Dame wollte schutzbedürftigen Kindern ein Zuhause bieten. Geprägt durch ihre Erfahrung als Halbjüdin war ihr die Erziehung zum Miteinander aller Menschen, gleich welcher Religion und Rasse, wichtig. In Albert-Schweitzer, dem Friedensnobelpreisträger von 1952, fand Margarete Gutöhrlein mit seinem Leitgedanke „Ehrfurcht vor dem Leben“ ihr Vorbild. Sie bittet Albert Schweitzer um Übernahme der Patenschaft – er antwortet „Gerne tue ich dies, Kinderdörfer dieser Art sind eine Notwendigkeit in unserer Zeit.“

Die Interkonfessionalität und das so genannte „Kinderdorfelternprinzip“ werden gemeinsam mit der Anlehnung an die Ethik Albert-Schweitzers und seines Leitmotivs „Ehrfurcht vor dem Leben“ Grundsatz für die Arbeit der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer. In jeder Kinderdorf-Familie kümmert sich ein Paar als Kinderdorfeltern gemeinsam um die Kinder. 1960 werden die ersten Häuser bezogen. Waldenburg setzt Impulse für die Gründung weiterer Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in ganz Deutschland. Die Idee, Kinder in Familien zu betreuen, setzt sich fort. Bundesweit entstehen Albert-Schweitzer-Kinderdörfer. Auch im Osten Deutschlands werden nach der Wiedervereinigung Vereine gegründet und übernehmen die verantwortungsvolle Betreuung bedürftiger Kinder.

Heute bieten in Deutschland zehn Albert-Schweitzer-Kinderdorfvereine mit rund 100 Albert-Schweitzer-Kinderdorffamilien Kindern und Jugendlichen die nicht bei ihren Eltern leben können, ein Zuhause.

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