Der Selbstmord einer Fünftklässlerin in Berlin zeigt einmal mehr auf, wie verbreitet Mobbing schon an Grundschulen ist. Die MITEINANDER-Schulaktion vermittelt Werte wie Rücksichtnahme, Toleranz und Respekt und will damit den Zusammenhalt aber auch die Zivilcourage stärken.

Der Selbstmord einer elfjährigen Schülerin aus Berlin Anfang Februar, die an ihrer Schule offensichtlich massiv gemobbt wurde, macht viele Menschen fassungslos und wütend. Das Mädchen soll von MitschülerInnen immer wieder verbal und auch körperlich angegriffen worden sein. Die genauen Hintergründe sind jedoch noch unklar und die Polizei ermittelt.

Ihr tragischer Tod hat eine große Debatte ausgelöst. Sigrid Klebba (64), Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, äußerte vergangenen Montag vor den Medien: „Mobbing ist ein echtes Problem an Schulen, in Berlin und anderswo. Wir nehmen das sehr ernst, aber es ist aktuell für niemanden klar, welche Rolle es in diesem tragischen Fall gespielt hat.“ Eltervertreter hatten aber kurz nach dem Vorfall öffentlich beklagt, dass die betreffende Schulleitung das Thema Mobbing immer herunter gespielt hätte und es schon länger Probleme gäbe. Die Schulleiterin wehrte sich gegen die Vorwürfe und betonte, dass an der Schule Konfliktlotsen und eine „sehr gut ausgestattete Schulsozialarbeit“ exitierten.

Tatsache ist, dass in den Medien und in öffentlichen Foren immer wieder über Gewalt und insbesondere Mobbing an Schulen berichtet wird. Laut der PISA-Studie 2015 wird in Deutschland jeder sechste Fünfzehnjährige regelmäßig Opfer von Mobbing.

Wir haben die Vision von Schulen, an denen Schüler einander respektvoll behandeln

Damit sich das Klima an den Schulen ändert und um dieses Problem an der Wurzel zu packen, haben die Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke vor fünf Jahren die MITEINANDER-Schulaktion ins Leben gerufen, die ein soziales und rücksichtsvolles Verhalten unter Grundschülern stärken will. In kindgerechter Sprache werden innerhalb des Unterrichts den SchülerInnen wichtige Werte wie Respekt, Rücksicht, Solidarität, Mitgefühl, Mut und Toleranz vermittelt. Das Lehrpersonal erhält dafür kostenlos Schulmaterial, Anregungen und telefonische Beratungen.

Das Angebot wird gerne und gut angenommen – von Kindern, Lehrpersonal und Eltern. „Für uns als Schule war die Aktion eine große Bereicherung und die Beiträge der Kinder haben uns teilweise sehr bewegt“, äußerte beispielsweise Esther Dichristin, stellvertretende Schulleiterin in Spandau. Die Gemeinsamkeit war der Schlüsselfaktor für die Schulleiterin Dörthe Plettendorf aus Altenberge: „Es kann nur gemeinsam gehen, und Gemeinsamkeit ist für uns immer wieder ein großes Thema“.

345 Schulen bundesweit haben sich seit Beginn an der Aktion beteiligt und einen nachhaltigen Impuls gesetzt, Schulen toleranter, vertrauens- und respektvoller zu gestalten. Ebenso unterstützen 11 Kultusministerien die Aktion. Mehr Informationen