Berlin. „Nur wenn es extrem nötig ist, machen die Leute was“, antwortet Justin, 15, auf die Frage, warum er sich für Politik in der Stadt einsetzt. Der 15- Jährige lebt in einer Wohngruppe des Albert-Schweitzer-Familienwerks in Wolgast. Seit der 5. Klasse engagiert er sich im Kinder- und Jugendparlament, setzt sich dafür ein, dass Spielplätze aufgeräumt, diskriminierende Graffitis entfernt, Mülleimer angebracht werden. Er ist einer von zehn Kindern und Jugendlichen aus Wolgast, die in einem Workshop zum „Mitbestimmer“ für Wolgast ausgewählt wurden.

„Langfristiges Ziel ist, die Demokratie stärken, die Jugendlichen sollen lernen, sich einzumischen“, erklärt Anne-Kathrin Ziech, die als Sozialpädagogin in einer Wohngruppe des Albert-Schweitzer-Familienwerks in Wolgast arbeitet. „Was würdest du machen, wenn du einen Tag Bürgermeister wärst?“ Mit solchen Fragen trainierten die Teilnehmer während eines dreitägigen Workshops, die eigene Meinung zu stärken. „Unsere Kinder und Jugendlichen sind die Bestimmer von morgen und prägen später das Erscheinungsbild der Stadt“, erläutert Ziech den Hintergrund der Aktion, einer Kooperation des Alberts-Schweitzer-Familienwerks mit dem Kreisdiakonisches Werk in Wolgast und dem Jugendforum. Darum sei es grundlegend, ihr Interesse an Mitbestimmung früh zu fördern. „Mitbestimmung ist demokratische Bildung, erzeugt Selbstbewusstsein, schafft Stärke und ist Grundlage für gutes Aufwachsen“, erläutert Ziech.

Eins sieht man den zehn Kindern und Jugendlichen bei der Stadtfühung in Berlin deutlich an: Mitbestimmen macht Spaß.

Justin hat viele Ideen, was man in Wolgast ändern könnte. Er findet es schade, dass die Freizeitmöglichkeiten – Spielplätze oder Skateparks – oft so „ungepflegt und wenig einladend“ seien. Und es sei frustrierend, wenn – und auch das ist schon vorgekommen – etwas aufgeräumt werde und am nächsten Tag schon wieder verschmutzt ist, erzählt er bei einer Stadtführung durch Berlin.

Diese ist krönender Abschluss und gleichzeitig Auftakt zur Fortführung des Projekts. Zukünftig soll ein „Mitbestimmer-Forum“ entstehen, die Jugendlichen können sich hier in regelmäßigen Abständen treffen und austauschen. Denkbar ist, dass sie ihre Vorschläge dem Bürgermeister oder dem Stadtvertreter vortragen. Eins sieht man ihnen schon jetzt deutlich an: Mitbestimmen macht Spaß.