Glück auf Berlin!Zu unserer großen Freude starteten Falk Hofmann und Ina Gruber im März dieses Jahres als neue Hauseltern in Berlin-Karlshorst. Das Jugendamt freute sich auch – benötigte man doch dringend ein Zuhause für drei Geschwisterkinder! Die drei Brüder brachten sofort viel Leben in das frisch renovierte Haus. In Kürze ziehen zwei weitere Geschwister ein. Und auch das sechste Kind wird bald folgen. Im Folgenden berichtet Hausvater Falk Hofmann über die ersten Monate als Kinderdorffamilie.

Während ich in den letzten Jahren in der offenen Kinder- und Jugendhilfe tätig war, beschäftigte sich meine Lebensgefährtin als Erzieherin und Heilpädagogin bereits seit vielen Jahren mit kleineren Kindern. Im Verlauf meines Sozialpädagogikstudiums, welches zum Großteil auf Elementarpädagogik basierte, wuchs in mir der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung.

Aus dem Verwandtenkreis kannten wir die Tätigkeit als Hauseltern beim Albert-Schweitzer-Kinderdorf bereits recht gut. Nach reiflichen Überlegungen fällten wir dann im Jahr 2008 den Entschluss, uns beim Kinderdorf Berlin zu bewerben. Es folgten viele Gespräche. Ende Januar 2009 kam dann der telefonische Startschuss. Innerhalb von 4 Wochen zogen wir aus dem Erzgebirge nach Berlin. Bereits 3 Tage nach unserem Umzug fand die erste Hilfekonferenz statt und 2 Wochen später zogen die ersten Kinder bei uns ein. Unmittelbar vorher waren die drei Brüder im Alter von 3, 4 und 5 Jahren eine längere Zeit getrennt untergebracht. Dementsprechend groß waren die Freude über das Zusammenleben und die damit verbundene Energie, die in den folgenden Wochen zutage trat.

Plötzlich waren wir eine Familie. Der Lebensalltag der „wilden Kerle“ wandelte sich. Unserer auch. Begriffe wie „natzen“ und „Atze“ (naschen und Affe) wollten verstanden sein. Die Summe der kleinen Entwicklungserfolge, die sich rasch einstellten, und die Dankbarkeit in den Kinderaugen lassen uns manch eine Besonderheit im Verhalten der Kinder vergessen. Die Rituale des Alltages wurden zur Normalität und machen allen Spaß. Den 6. Geburtstag des Ältesten feierten wir gemeinsam mit der Mutter und einer Vielzahl von Verwandten in einem Berliner Park. Es war ein sehr angenehmes Fest. 

Wir als Hauseltern sind uns der hohen Verantwortung bewusst, Kindern ein neues Zuhause zu geben und mit den leiblichen Eltern eng zusammenzuarbeiten. Nur so können die Kinder später ein selbstbestimmtes und gelingendes Leben führen.  Das Berufsbild Hauseltern ist für uns eine tägliche Herausforderung mit langfristiger Wirkung. Den Kindern eine Hilfe und Stütze zu sein, alle Gefühlswelten und –ausbrüche zu durchleben, Ressourcen zu stärken und viele kleine Erfolge zu schaffen, sehen wir als unsere Lebensaufgabe an.

Wir haben zu keiner Zeit unsere Entscheidung bereut und empfehlen jedem Erzieher oder Sozialpädagogen, sich einmal mit den beruflichen Möglichkeiten eines Kinderdorfes zu beschäftigen.