Nadine Deutschmann und ihr Mann Jörg erfüllen sich einen Traum und werden Kinderdorfeltern. Im Mai ziehen sie mit ihren beiden Kindern und Familienhund Happy ins Kinderdorfhaus Wolgast, wo sie sieben Mädchen und Jungen im Alter von neun bis zwölf Jahren betreuen werden. Um die Eingewöhnung möglichst reibungslos zu gestalten, lernen sich Kinderdorfeltern und Kinder bei regelmäßigen Besuchen und gemeinsamen Wochenenden * schon einmal näher kennen.

„Als wir nach den ersten Tagen im Kinderdorf zurück in unserer Wohnung waren, hat sich das erstmal total einsam angefühlt“, erinnert sich Nadine Deutschmann. „Es war komisch, wieder zuhause zu sein, ohne die sieben Kinder, mit denen wir schon einen neuen gemeinsamen Rhythmus gefunden hatten.“

Zwei Wochen hatten die Kinderdorfeltern in spe über die Weihnachtsfeiertage das erste Mal allein mit den Kindern verbracht. Bereits auf der Rückfahrt nach Hause fühlte es sich für sie und ihre Söhne Antony und Anakin beinahe schon ungewohnt an, wieder unter sich zu sein.

Im Mai wird das Ehepaar mitsamt den beiden Kindern (8 und 13) und Familienhund Happy in Wolgast einziehen. Bis dahin pendelt es zwischen seinem Wohnort Lutterstadt-Wittenberg, der Erzieherschule in Berlin und der Kinderdorffamilie in Wolgast. Die 33-jährige Nadine und ihr Mann Jörg (37) können es kaum erwarten, bis es endlich so weit ist. „Wir sind dabei, alle Zelte in unserer alten Heimat abzubrechen, fangen langsam an zu packen“, sagt die gelernte Finanzbuchhalterin. Und fügt hinzu „Bisher hatten wir uns das verboten – am liebsten würden wir jetzt schon umziehen, so wohl haben wir uns im Kinderdorf gefühlt.“

Auch die Kinderdorfkinder freuen sich auf die neue Familienkonstellation.  So sind die drei Mädchen und vier Jungs jedes Mal ganz aufgeregt, wenn die Deutschmanns zu Besuch sind. „Wir müssen entweder ganz früh oder ganz spät anreisen, weil die Kinder sich so wahnsinnig freuen“, sagt Nadine Deutschmann.

Wenn sie abends kämen, seien die Kinder so aufgeregt, dass an Schlaf gar nicht zu denken sei. „Und die erste Frage ist immer, wie lange wir bleiben“, ergänzt ihr Mann lächelnd.

Trotzdem sei es wichtig in der neuen Situation, den leiblichen wie den Kinderdorfkindern zu vermitteln, wo die Unterschiede liegen. „Ich lese euch vor, ich bringe euch ins Bett, aber wir kuscheln im Bett nur mit Antony und Anakin“, nennt Nadine Deutschmann ein Beispiel. Ein Unterschied ist auch, dass die Kinderdorf-Kinder „Herr und Frau Deutschmann“ statt „Mama und Papa“ sagen. Das sei auch für die eigenen Söhne extrem wichtig: „Zu wissen, für sie bleiben wir Mama und Papa. Auch damit müssen die Kinder umgehen lernen. Unser kleiner Sohn nannte mich plötzlich Herr Deutschmann“, erzählt Vater Jörg.

Auch Nadine Deutschmann ist überzeugt, dass es trotz des tollen Starts Zeit braucht, bis die neue Familie zusammenwächst. Sie glaubt, es werde auch Krisensituationen geben müssen, damit echtes Vertrauen entsteht. „Man spürt, dass die Kinder uns gern haben, aber für eine tragbare Beziehung ist es natürlich noch zu früh.“ So sei es nach den Weihnachtsfeiertagen mit vielen gemeinsamen Unternehmungen wichtig, in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam im Alltag anzukommen.

Ob sie manchmal Respekt vor ihrer eigenen Courage haben, bald insgesamt neun Kinder – sieben Kinderdorfkinder und zwei leibliche – zu betreuen? „Wir haben großen Respekt vor der Aufgabe, aber es fühlt sich absolut richtig an. Wir empfinden kein Fünkchen Zweifel.“

Hanna Irabi, Bundesverband

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