Ehepaar Motzkus

Joachim Motzkus (62) pädagogische Fachkraft im Familienwerk und Christina Motzkus (57) Pflegemutter, die seit vielen Jahren als Pflegeeltern arbeiten, haben neben den eigenen vier Kindern auch neun weitere Kinder groß gezogen. Wir haben mit ihnen über Herausforderungen und Learnings im Umgang mit leiblichen und aufgenommenen Kindern gesprochen.

2002 nahm das Ehepaar Motzkus den damals 13-jährigen Roy als erstes Pflegekind bei sich auf. Altersmäßig gliederte er sich perfekt in die Geschwisterkonstellation der vier leiblichen Kinder (damals 17, 15, 11 und 9 Jahre) ein. „Wir sind etwas blauäugig dran gegangen, der Junge hatte einen riesen Rucksack“, erinnert sich Christina Motzkus zurück. Roy, der insgesamt fünf Jahre bei der Familie lebte und zu dem bis heute ein enger Kontakt besteht, sei sehr bedürftig gewesen und brauchte viel Zeit und Fürsorge.

Rückblickend sagt das Ehepaar, es sei eine große Herausforderung, wenn ein Pflegekind mitten in die Geschwisterkonstellation kommt, vor allem für die jüngeren Kinder, für die automatisch weniger Zeit bleibe. „Schon eine Geburt bringt das ganze Gefüge ins Wanken. Ein Pflegekind bringt seine Erfahrungen mit und seine Herkunftsfamilie mit – das darf man nicht vergessen“, so Christina Motzkus.

Man müsse stressresistent sein, auch mit schwierigen Situationen umgehen können. Das funktioniere nur gemeinsam. „Wir halten uns gegenseitig den Rücken frei“, sagt das Paar, das seit 37 Jahren verheiratet ist, einhellig. Denn auch strukturell bringe ein Pflegekind Veränderungen mit. So mussten sich nicht nur das Ehepaar, sondern auch die vier Kinder zunächst daran gewöhnen, dass ihr Zuhause durch die Aufnahme von Roy ein Stück weit zu einer öffentlichen Einrichtung wurde. Das müsse mit der ganzen Familie ausführlich besprochen werden, damit alle sich in der neuen Situation zurechtfinden.

Spielende Kinder
Kaninchen streicheln

Dazu komme, dass Kinder, die häufig schon verschiedene Einrichtungen durchlaufen haben, sehr viel Zeit und Fürsorge brauchen, um Vertrauen zu fassen und sich in die Familie einzugliedern. „Das Bedürfnis der Kinder nach Aufmerksamkeit ist oft extrem groß, weil sie lange nicht genug bekommen haben“, erinnert sich Christina zurück. Und fügt hinzu „Man muss ganz doll aufpassen, dass man alle Kinder gleich behandelt und niemand zu kurz kommt.“

Wie damit umgehen? „ Wir versuchen, auf die Pakete, die die Kinder mitbringen, gute Pakete dazu zuzupacken und wir versuchen, ihnen zu helfen, in ihre Pakete reinzuschauen.“

In den letzten 17 Jahren haben Christina und Joachim Motzkus neun Kinder betreut, aktuell den kleinen Jack (7), Sohn des ersten Pflegekinds Roy, zu dem immer ein enger Kontakt bestand. „Roy und seine Partnerin haben bei uns ihre Hochzeit gefeiert und als der Kleine kam, haben wir sie eng unterstützt. Irgendwann haben sie uns gebeten, Jack bei uns aufzunehmen, weil sie wissen, dass es ihm bei uns gut gehen würde.“

Mit ein paar Monaten Abstand betrachtet, war das für alle eine gute Lösung: „Weihnachten haben wir gemeinsam gefeiert. Roy und seine Partnerin waren sich einig: „Es ist besser, Hilfe anzunehmen wenn man das Gefühl hat man schafft es nicht.“ Joachim und Christina Motzkus helfen gern – wie schon in den letzten 17 Jahren.

Bericht: Hanna Irabi, Bundesverband

Fotos: privat