„Wie schnell doch die Zeit vergeht, wenn jeden Tag das pralle Leben um einen herumtobt“, denkt sich Sebastian Berndt. Er ist bereits im fünften Jahr Kinderdorfhausvater für das Familienwerk in Mecklenburg- Vorpommern. Dabei hatte er sich bei seiner Bewerbung gar nicht vorgenommen, in ein Kinderdorfhaus einzuziehen. Lediglich mitarbeiten, das war seine Intention gewesen.

Als der gelernte Maurer und Heilerzieher im November 2014 das Familienwerk in Wolgast kennenlernte, wuchs sein Interesse an der familienanalogen Betreuung von Kindern in Kinderheimen. Vor Ort konnte Sebastian Berndt die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses, seines späteren Kinderdorfhauses, in Augenschein nehmen und sich mit eigenen Ideen einbringen. Der Gedanke wurde stärker, mit sozial benachteiligten Kindern, die kein Zuhause mehr bei ihren Eltern haben, zusammenleben zu wollen. Viele Jahre arbeitete er bereits in verschiedenen Wohngruppen. Ein alter Hase sozusagen.

Doch als er in zwei Kinderdorfhäuser reinschnuppern konnte und mit dem besonderen Konzept „mehr Familie – weniger Kinderheim“ vertrauter wurde, nahm er die Herausforderung an, selbst ein Kinderdorfhaus zu leiten.
Heute hat Sebastian Berndt viel Freude, das Haus mit dem großen Hof und Garten zu gestalten. Er teilt sich das ländliche Zuhause mit sechs Jungen und Mädchen im Alter zwischen 3 und 17 Jahren, dem Hund „Keks“ und ein paar Hasen. Die Dorfgemeinschaft hat das Kinderdorfhaus und seine Bewohner herzlich willkommen geheißen. „Endlich wieder mehr Kinder im Dorf“, hieß es freudestrahlend. Im Fußballverein, beim Reiten, in der Kita und Feuerwehr, beim Dorffest – überall ist der Kinderdorfhausvater bekannt. Viele Nachbarn unterstützen ihn, zum Beispiel mit einer frischen Ente zum Weihnachtsfest.

Inka Peters, Geschäftsführerin Albert-Schweitzer-Familienwerk Mecklenburg-Vorpommern e.V.