Abschiedsbrief an Petra

In 60 Jahren Kinderdorf hat es viele Neuanfänge, aber auch viele Abschiede gegeben. Sarah aus dem Kinderdorf Uslar schrieb ihrer Erzieherin einen lieben Brief, als diese in eine andere Kinderdorffamilie wechseln musste.

„Wir kennen uns jetzt 14 Jahre und die letzten sechs davon hast du immer mit auf mich aufgepasst. Ich finde es sehr schade, dass du nun gehen musst. Du wirst mir und uns allen fehlen…

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich damals hergekommen bin und beim Abendessen das Brot zusammen geklappt habe, du mir dann aber gesagt hast, wir essen das Brot mit Besteck anstatt mit Fingern. Oder bei den Hausaufgaben, da konnte ich eine Aufgabe vielleicht mal alleine, aber eigentlich musste ich am Anfang wegen jeder Kleinigkeit zu dir kommen und nachfragen, wie das geht oder gemeint ist. Durch deine Hilfe habe ich es geschafft, viel besser und selbstständiger zu lernen (was aber auch echt lange gedauert hat).

Egal, wie schwer es am Anfang für mich war mit den Regeln, Kontrollen und Aufgaben. Eins steht fest: Ich habe dir ganz viel zu verdanken und ich bin stolz darauf, wie viel ihr uns beigebracht habt, obwohl wir alle ziemliche Zicken waren.

Es wird ziemlich komisch sein ohne dich, da einfach jemand im Haus fehlt. Keine Petra mehr da, die sagt: „So, wir fegen jetzt mal zusammen den Hof!“. Keine Petra mehr da, die sich nach der Ordnung von den Schulsachen erkundigt. Keine Petra, die sagt wir sollen jetzt mal rausgehen, anstatt im Zimmer zu hocken. Keine Petra, die sagt: „Bei Klamotten nur drei zusammen passende Farben auswählen.“

Du wirst in vielen Situationen fehlen und es wird erst mal sehr komisch sein, aber besuchen kann man sich ja trotzdem noch! Trotz allem hoffe ich, dass es dir weiterhin gut geht und wünsche dir alles Glück der Welt!“

Deine Sase