Charlotte Stolz (20), Studentin der sozialen Arbeit, hat in ihrem Praktikum im Kinderdorfhaus Nordlicht in Wolgast zum ersten Mal mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, die ohne ihre Eltern aufgewachsen sind. Über ihre Erlebnisse und die Erfahrungen, die sie am meisten beeindruckt haben, hat sie mit uns gesprochen.

Charlotte, du warst jetzt vier Wochen hautnah mit in einem Kinderdorfhaus, wie war dein Eindruck und wie sind die Kinder auf dich zugegangen?

Charlotte: Ich habe vor diesem Praktikum noch nie mit Kindern und Jugendlichen gelebt und gearbeitet, die ohne ihre Eltern aufwachsen mussten. Aus diesem Grund war ich mir anfangs unsicher, inwieweit sie über ihre Familie und Vergangenheit sprechen würden. Mich hat der offene und ehrliche Umgang der Erzieher und Kinder mit diesem belastenden Thema sehr überzeugt. Die Mädels und Jungs haben mir schon nach kurzer Zeit ihre Geschichten anvertraut und ich konnte versuchen, ihre Situation nachzuvollziehen. Dieses große Vertrauen, dass sie mir zu jeder Zeit entgegengebracht haben, weiß ich zu schätzen.

Wie sah deine Tätigkeit aus, konntest du auch eigene Ideen einbringen?

Charlotte: Anfangs habe ich natürlich viel beobachtet, aber schon nach kurzer Zeit wurden mir kleinere Aufgaben übertragen. Toll fand ich, dass ich darum gebeten wurde, eigene Interessen und Ideen mit in das Kinderdorfleben einzubringen. Als echte Schwäbin hat es mich deshalb natürlich besonders gefreut, mit den Kindern traditionell „Kässpätzle“ zu machen oder auf der Landkarte zu suchen, wo denn jetzt eigentlich genau dieses ferne Ulm liegt. Aber auch Bastelaktionen, Hörbücher oder gemeinsames Lesen wurden sehr gut angenommen.

Weihnachtsaktion Sollingschule

Charlotte Stolz (20) studiert soziale Arbeit und verbringt ein fünfmonatiges Praxissemester bei den Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerken in Wolgast.

 


Was unterscheidet aus deiner Sicht eine Kinderdorffamilie von einer „normalen“ Familie?

Charlotte: Ein Kinderdorfhaus ist eine sehr spezielle Art von Familie, aber nicht weniger herzlich oder distanziert. Ich hatte das Gefühl, dass es den Kindern und Jugendlichen viel Geborgenheit und Rückhalt vermittelt, was sie für Ihren eigenen Lebensweg stärkt. Es ist schön zu sehen, dass hier jeder so akzeptiert und geliebt wird wie er ist und auf seine Stärken und Schwächen eingegangen wird.

Konntest du für dein Studium etwas mitnehmen?

Charlotte: Da ich Soziale Arbeit studiere war es für mich sehr interessant, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Bei Dienstberatungen, Hilfeplangesprächen und Treffen mit den zuständigen Sozialarbeitern der Jugendämter konnte ich einen guten Einblick in die organisatorischen Aufgaben des Vereins bekommen.