Hannahs* Start ins Leben war holprig. Ihre Mutter war mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Trotz einer Familienhilfe schaffte sie es nicht, dauerhaft die Verantwortung für das Mädchen zu übernehmen. Vernachlässigt und entwicklungsverzögert kam Hannah mit acht Jahren in unser Kinderdorf – und legte dort eine wahnsinnige Entwicklung hin. Elisabeth Kaliner, Leiterin von Hannahs Wohngruppe, blickt in die Zukunft.

Beginnt für Hannah ein neuer Lebensabschnitt?
Ja. Die Mutter zeigte enormes Durchhaltevermögen und Engagement. Schritt für Schritt erfüllte sie die Anforderungen und Voraussetzungen, um eine Rückführung anzubahnen. Ab Sommer kann die 13-Jährige nun wieder bei ihrer Mutter und deren Partner sowie der Halbschwester leben.

Was passiert beim Prozess der Rückführung?
Zusätzlich zu den Hilfeplangesprächen wird ein Fachteam gebildet, das die Herkunftseltern und das Kind auf die Rückführung vorbereitet: „Welche Schritte sind notwendig? Wer nimmt in der Familie welche Rolle ein?“ Wie lange der Prozess dauert, ist unterschiedlich und vom individuellen Bedarf abhängig. In Hannahs Fall dauert es circa ein Jahr.

Das klingt nach viel Zeit.

Ja, aber die braucht Hannah auch. Für sie bedeutet die Rückführung eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und ihrer Familie. Gleichzeitig muss sie ihre jetzt bestehende Familie, also uns, verlassen. Sie freut sich auf zu Hause, hat aber auch Angst vor der Trennung von ihrer
Kinderdorffamilie.

Wie reagieren die Kinderdorfgeschwister auf ihren Auszug?
Einerseits freuen sich alle für sie. Andererseits müssen sie Abschied von ihrer Kinderdorfschwester nehmen. Und natürlich spielt auch Eifersucht eine Rolle: „Warum kann sie zurück und ich nicht?“ Da müssen wir Pädagog*innen viel reden und trösten.

*Name geändert.

Maria Grahl, Kinderdorf Sachsen

Bild: Hannahs Zeichnung über den Aufbruch in ein neues Leben