Schmuddelwetter ist immer eine kleine Herausforderung. Wie bekomme ich die Kinder vor die Tür, wenn ich selbst auch nicht so gern raus will? Oder wenn es tagelang aus Kübeln gießt und wir gezwungen sind, zu Hause zu bleiben: Wie beschäftigt man alle so gut, dass kein Trübsal aufkommt und kein Streit?

Bei Regen tun sich zunächst bewährte Konstellationen auf: Playmobilwelten werden aufgebaut, Magnetspiele und Steckspiele wiederentdeckt und es wird viel gepuzzelt. Doch spätestens nach ein, zwei Tagen ist der Spaß daran vorbei.

Spielen und Basteln – Schlecht-Wetter-Loch verhindern

Dann kommt die nächste Phase. Wir geben darauf acht, dass keiner in ein „Schlecht-Wetter-Loch“ fällt und verbringen intensivere Zeit zusammen. Wir spielen dann oft Karten, probieren neue Brettspiele aus, Rate- oder Strategiespiele. Und natürlich spielen wir alle gern Gesellschaftsspiele wie Charade – das ist immer sehr lustig, und Langeweile hat keine Chance.

Vor allem aber braucht man bei schlechtem Wetter gutes Essen. Wir backen und kochen gemeinsam und überlegen lange zusammen: Was wollen wir heute Abend essen oder morgen?

Bei Schmuddelwetter sehe ich mich immer ein bisschen als „Animateurin im Club Melanie“. Je schlechter das Wetter, desto mehr Angebote mache ich. Ich sage zum Beispiel: Hey, jetzt ist ja bald Herbst, da brauchen wir neue Dekoration in der Wohnung, neue Fensterbilder. Dann kommt alles an Papier, Scheren, Farben, Wolle, Ästen und Zweigen, Kleber und Bügelperlen auf den Tisch und wir machen einen Bastelnachmittag.

Nach ein paar Tagen ist aber oft dicke Luft, das ist ja ganz normal, wenn alle so eng „aufeinanderhocken“. Wir leben zusammen, aber jeder geht anders mit Dauerregen um. Da kann es einem auf die Nerven gehen, wenn man seine Ruhe haben will, doch der Bruder hängt alle seine Poster um und hämmert ständig Löcher in die Wand.

Schlechtes Wetter lehrt uns alle, genau hinzuschauen: Was brauche ich jetzt wirklich, um gut drauf zu sein? Das lernen die Kinder mit der Zeit: Möchte ich lieber für mich sein und vielleicht etwas malen oder lesen? Oder tut es mir gut, wenn ich mit den anderen rumtobe? Die aktiven, aufbrausenden Kinder leiden am meisten unter schlechtem Wetter, wenn sie nicht raus können.

Draußensein macht allen Spaß – auch wenn es erste Gegenwehr gibt

Irgendwann ist der Moment gekommen und wir müssen raus. Eine Zwangspause an der frischen Luft ist nötig. Die verordne ich uns dann richtig und es müssen auch alle mitkommen. Also: Matschklamotten anziehen, Gummistiefel, Regenhose und Regenjacke und dann raus. Oft fragen auch die, die eigentlich nicht mitkommen wollen: Darf ich mein Skateboard mitnehmen, den Fußball oder das Gokart? Na klar! Statt nur kurz frische Luft zu schnappen, sind wir manchmal ganz lang draußen, springen in Pfützen und durch Schlammlöcher.

Um die Laune zu heben, machen ich uns einen Winterpunsch zum Spaziergang, eine heiße Mischung aus Tee und Säften, manchmal gewürzt mit Nelken oder Anis. Einfach köstlich, wenn man draußen in der Kälte steht, mit dicker Mütze und Handschuhen und eine Tasse heißen Punsch trinkt. Dazu gibt es Kekse, Äpfel und Nüsse.

Die Krönung ist aber, wenn wir mitten grillen. Mit Grillwurst und Punsch machen wir es uns am Lagerfeuer gemütlich. Wenn das Feuer groß genug ist, wird es überhaupt nicht kalt. Der krönende Abschluss eines solchen Tages: eine heiße Badewanne für jeden und dann einen Filmabend. Besser geht’s kaum!

Melanie Grochalsky, Kinderdorfmutter, Albert-Schweitzer-Kinderdorf Waldenburg

(Bild: Pixabay, DivvyPixel)