Felix in Pforzheim
Felix in Cebu

Bildung wird im Land der Filipinos großgeschrieben. Die philippinische Regierung setzt sehr viel daran, das Land Stück für Stück fortzuentwickeln. Dafür benötigt das Land schlaue Köpfe, weshalb sowohl die Regierung als auch private Institute viel Geld in den fundamentalen Baustein Bildung investieren. Es gibt landesweit Schulen und Universitäten, zum einen öffentliche, zum anderen renommierte private Lehreinrichtungen, welche etwas mehr Komfort, kleinere Klassen und teilweise international angeglichene Lehrpläne haben. Ich hatte das Glück, einige der Kinder in die private Becca-School begleiten zu dürfen und erlebte einen Tag voller Überraschungen.

Morgens stand ich morgens mit den Kindern auf, frühstückte, machte mich fertig, half den Kindern, ihre Sachen zu packen und dann ging es los. Der Hausmeister des Kinderdorfs fuhr uns zu sechzehnt in einem einzigen Van zur Schule. Eine Anschnallpflicht gibt es nicht, aber das war bei den niedrigen Geschwindigkeiten und der vorsichtigen Fahrweise nicht weiter problematisch. Da es im Auto selbst nicht allzu viel Platz gibt, werden die Schultaschen ganz pragmatisch auf dem Dach des Vans platziert.

Die Fahrt zur Schule werde ich nie vergessen

Die  Fahrt war abenteuerlich: Zwei Kindern saßen auf meinem Schoß, gefühlt einhundert weitere neben mir. Wir benötigten aufgrund des morgendlichen Rush-Hour-Verkehrs ungefähr 45 Minuten, obwohl die Schule nur ein paar Kilometer entfernt liegt. Das liegt auch daran, dass die Straßen teilweise nur wenig ausgebaut sind und am frühen Morgen alles sehr überfüllt ist. Witzig war es aber allemal. Ich glaube, ich war noch nie mit so vielen Menschen in einem Auto.

Mittags gehört ein kleiner Mittagschlaf zum Schulalltag

Als wir in der Schule angekommen waren, habe ich mir erst einmal eine kleine Führung durch das Schulgelände geben lassen. Es gibt genau 13 Klassenräume. Einen für die Vorschüler und dann jeweils einen Raum für die Klassen von eins bis zwölf. Statt den Schülern müssen also die Lehrer die Klassenräume wechseln. Außerdem gibt es eine kleine Schulbibliothek, einen Musik- und Veranstaltungsraum, ein großes Basketballfeld, eine kleine Kantine, ein paar Schaukeln und eine mehr oder weniger grüne Wiese.

Die Schule startet hier generell um 7:30. Es gibt einen festgelegten Stundenplan, kleinere Pausen zwischen den Fächern und eine größere Mittagspause gegen 12 Uhr, zu welcher es zu meinem Erstaunen als normal angesehen wird, einen kleinen Mittagsschlaf im Klassenzimmer zu machen.

Überraschungen im Klassenzimmer

Gestartet habe ich den Tag in der ersten Klasse und habe mich dann von Klasse zu Klasse „hochgearbeitet“. Schon zu Beginn der ersten Stunde wurde ich mächtig überrascht. Denn es wurde hauptsächlich gesungen und getanzt. Und das mit einem relativ hohen Lautstärke-Pegel und einer ziemlich witzigen Atmosphäre. Die Inhalte der Lieder gingen von christlichen Bibelversen über Dankbarkeit und Motivation zu Lehrliedern mit Passagen über fundamentales Grundwissen, Geschichte und aber auch über das Leitbild des Präsidenten. Denn dieser hat große Ziele für die Philippinen. Er möchte durch Bildung und Struktur das Land zu einem Industrieland weiterentwickeln.

Die anderen Stunden waren dann teilweise ähnlich wie bei uns, nur mit mehr Bewegung und Spiel und Spaß. Ein für mich ebenfalls erstaunlicher Unterschied zu meinen Schulerfahrungen war, dass die Klassenzimmer nicht mit richtigen Tischen ausgestattet sind. Dafür gibt es auf der rechten Seite von jedem Stuhl eine breit ausgebaute Armlehne, welche bei Schreibaufgaben als Tisch dienen soll. Dies ist vermutlich auch der Grund dafür, dass das meiste im Unterricht mündlich geschieht und nicht allzu viel aufgeschrieben wird.

 Die Lehrerin ermutigt die Kinder, an ihren Träumen festzuhalten

Eine der Doppelstunden hat mich besonders berührt. Diese ging über die Träume und Visionen der Kinder. Dafür hat die Lehrerin zuerst ihr eigene, etwas verzwickte Lebensgeschichte erzählt und dann jeden einzelnen im Raum nach Zielen und Träumen befragt. Manche der Kinder hatten schon eine richtige Vorstellung von ihrem Traumberuf, wie zum Beispiel Polizist oder Banker, andere wussten es noch nicht ganz. Das inspirierende dabei war für mich, dass die Lehrerin die Kinder mit allen Mitteln dazu motivierte, an ihren Träumen festzuhalten und alles Erdenkliche dafür zu tun, dass sie in Erfüllung gehen. Sie hat den Kindern auch versichert, dass Gott an ihrer Seite steht und ihnen dabei helfen wird, wenn es sein planmäßiger Weg für sie ist. An ihre immer wieder wiederholenden Worte, dass wir alle an unseren Träumen festhalten sollen, bis wir sie verwirklicht haben, erinnere ich mich noch jetzt, einige Zeit nach diesem Schulbesuch.