Das entschieden Bewohner des Betreuten Wohnens vom Albert-Schweitzer-Seniorenzentrum und baten Bürgermeister Torsten Bauer zum persönlichen Gespräch über Missstände in der städtischen Infrastruktur und die besonderen Bedürfnisse und Sichtweisen durch Senioren. Spontan nahm der Bürgermeister diese Einladung an. 

Begonnen hat die Debatte um Risiken im infrastrukturellen Alltag, als Renate Teuteberg eine brisante Entdeckung machte: Die sonst rüstige Seniorin hat Probleme damit, die kleinen Ampelmännchen aus der Entfernung sicher zu erkennen. Gern verlässt sie sich daher auf akustische Ampelsignale, doch sind diese nicht flächendeckend vorhanden oder gar nicht richtig getaktet. Eine Zeitverzögerung lässt die Straßenüberquerung da schnell zum Glücksspiel werden. Diese und weitere Entdeckungen alltäglicher Schwierigkeiten gaben den Anlass für Christina Bolte (Begleitender Dienst) und Stefanie Müller-Exner (Einrichtungsleiterin), Bürgermeister Torsten Bauer zu einem Gespräch in das Albert-Schweitzer-Familienwerk zu bitten. 

Als „Sieben auf einen Streich“ bezeichnete Christina Bolte die Diskussionspunkte, die den Bewohnern am meisten am Herzen lagen. Die unglückliche Ampelsituation in Uslar gehörte als Tagesordnungspunkt Eins dazu. Der Bürgermeister zeigte sich überrascht von den Schilderungen Renate Teutebergs. „Vorausgesetzt, die >>falsche<< Taktung der Ampelakustik ließe sich nachweisen“ beginnt der Bürgermeister seine Antwort und rundet ab: „dann handelt es sich hierbei um keine Kleinigkeit, sondern um eine gefährliche Lage“. Er versprach den Anwesenden, den Hinweisen ausführlich auf den Grund zu gehen.

Auch die teils viel zu hoch gesetzten Bürgersteigkanten erhitzten die Gemüter der Senioren. Ohnehin mit eingeschränkter Mobilität unterwegs, stellen die hohen Kanten teils unüberwindbare Hindernisse für Menschen mit Rollstuhl oder mit Rollator dar. Auch Familienwerks-Pressesprecher Jörg Grabowsky räumte ein, diese Herausforderung leider erst aus der eigenen Erfahrung heraus erkannt zu haben: „Als ich das erste Mal mit einem Kinderwagen unterwegs war, wurden schlichte Bordsteinkanten zu schwierigen Hindernissen.“ Und auch Ratsherr Werner Driehorst spricht von einem Wahrnehmungsproblem: „Das Bewusstsein für diese Problematik ist nicht gegeben.“ Man ist sich schnell einig: Ein Schlüssel zu jeglicher Problembewältigung liegt in der Sensibilisierung für die teils widrigen Umstände, denen besonders Senioren im Alltag begegnen.

Einrichtungsleiterin Stefanie Müller-Exner zeigte in allen Belangen sofort unterstützende Hilfsbereitschaft. So könnte beispielsweise eine Abordnung bei einer Stadtbegehung unter dem Aspekt der „Seniorenuntauglichkeit“ zur Seite zu stehen: „Sicher finden sich auch Damen oder Herren aus unserem Betreuten Wohnen, um die Teststrecken auf ihre Tauglichkeit hin abzugehen.“

Bürgermeister Torsten Bauer nahm gerne noch einige weitere Anregungen mit und versprach, diese Dinge an den richtigen Stellen zum Thema zu machen. So ging es noch um eine mögliche Zuschüttung des Löschteichs auf dem Familienwerksgelände und um die Parksituation in der Jahnstraße. Auch die öffentliche Behindertentoilette sowie in diesem Zusammenhang betriebener Vandalismus kamen zum Gespräch und eine tempogedrosselte Verkehrsführung in mehreren Bereichen Uslars wurde von den Senioren angeregt. Ein kleiner Erfolg zeichnete sich nach dem Austausch bezüglich des letzten Punktes bereits ab: Torsten Bauer signalisierte die Möglichkeit, in Kürze in der Jahnstraße digitale Geschwindigkeitskontrollschilder zu installieren.

Hintergrund I: Seniorenzentrum Uslar

Es sind rund 100 engagierte Mitarbeitende, die Tag und Nacht ambulant für 45 Menschen und für 82 Pflegebedürftige in zwei Wohnbereichen zur Verfügung stehen. Das Betreute Wohnen bietet ein umfangreiches Programm für die Bewohner der 112 Wohnungen.

Um in jeder Lebenslage ein weitgehend selbstbestimmtes Leben gewährleisten zu können, bietet das Albert-Schweitzer-Seniorenzentrum ein breites Leistungsspektrum. Es reicht von ambulanten Pflegemöglichkeiten über das „Betreute Wohnen“ bis hin zur stationären Rundumbetreuung in wohnlicher Atmosphäre.

An diese Angebote koppelt sich zudem eine umfangreiche Verpflegungsversorgung durch eigene Küche. Die vielfältigen Freizeitprogramme, das ebenfalls durch engagierte Fachkräfte erarbeitet und betreut wird, gehört zum Angebot.

Hintergrund II:

In Vorbereitung auf das Treffen mit Bürgermeister Torsten Bauer einigten sich die Senioren auf die sieben wichtigsten der monierten Punkte. Folgende Auflistung wurde dazu von ihnen erstellt:

7 Veränderungswünsche der Senioren an den Bürgermeister der Stadt Uslar:

1. Ampelanlagen mit akustischer Signalverstärkung.

An den Ampeln Wolfhagen sowie vor der Volksbank in Richtung Modehaus Schefft. Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn alle stadtnahen Ampelanlagen akustisch verstärkt würden, denn die Zahl der älteren Mitbewohner mit Sehbehinderungen steigt.

2. Absenkung der Bürgersteige

Für die meisten Rollatoren- oder Rollstuhlfahrer ist es sehr beschwerlich hohe Bordsteine überwinden zu müssen. Darüber hinaus sind die Uslarer Bürgersteige allesamt schief, was immer ein Gegensteuern mit dem Rollator (oder Kinderwagen)erfordert!

Hier ist bereits etwas geschehen, es gab schon erste Absenkungen.

3. Mehr Tempo 30 – Zonen in Uslar

Für ältere Menschen und Kinder sind diese Zonen eine Wohltat.

4. Kleiner Weg vom Familienzentrum Richtung Museum

Dieser Weg ist so mit Unkraut überwuchert, dass er kaum mehr zu begehen ist – vor allem nicht mit Rollator.

5. Beseitigung kleiner Fahrbahnseen.

In der Kurve der Vahler Tweetje Richtung Feuerwehr werden Fußgänger nach Regenfällen von den Autofahrern regelrecht geduscht, da sich großflächige Wasserlachen auf der Straße sammeln.

6. Der alte IIse- Löschteich am Ende der Martinstraße.

Der alte Löschteich sollte zugeschüttet und begrünt werden! Alle Bemühungen ihn sauber zu halten, haben in der Vergangenheit nichts genutzt! So wie er jetzt aussieht, ist er ein Mühlplatz!

7. Veränderung der Autoparkflächen

In der Jahnstraße sollten die PKW nur auf einer Seite parken dürfen.

Da die Bürgersteige sehr schmal sind, müssen entgegenkommende Rollatorfahrer oft auf die Straße ausweichen; wenn dort Autos parken, ist aber ein Ausweichen kaum möglich!