In unserer Rubrik „Tipps von der Profimama“ gibt Albert-Schweitzer-Kinderdorfmutter Melanie Grochalsky heute Tipps, was man tun kann, wenn Kinder keine Lust auf Hausaufgaben haben oder lieber im Bett bleiben als zur Schule zu gehen.

Probleme beim Schulstart sind gar nicht so selten. Ich empfinde es sogar oft so, dass die Kinder fast bis zu den nächsten Ferien brauchen, um in den strukturierten Schulalltag reinzukommen. Das bedeutet nämlich, dass die Faulenzerei vorbei ist, man abends seine Bettgehzeiten hat, Hausaufgaben macht, lernen muss und nicht alles Larifari nebenbei machen kann wie in den Ferien…

Zu den häufigsten Problemen gehört, dass die Kinder sich keine Zeit zum Lernen nehmen, und dass sie nicht verstehen, dass Lernzeit vor Spielzeit geht. Leider ist vieles, was vor den Ferien „saß“, zum Beispiel Rechnen oder Rechtschreibung, danach oft wieder weg. Als meine Kinder noch im Grundschulalter waren, habe ich in den Sommerferien oft Übungen in den Alltag eingebaut, damit sie zwischendurch spielerisch an das Gelernte erinnert werden. Man kann zum Beispiel am Strand mit Kieselsteinen rechnen oder mit Vorschulheften üben. Die nehme ich dann mit in den Urlaub und lege sie in die Spielkiste. Das ist ganz wichtig. Nicht sagen, jetzt wird gelernt, sondern ein Spiel daraus machen, zum Beispiel, indem man einen kleinen Wettbewerb macht, wer seine Seite zuerst gelöst hat. Und dann brauche ich natürlich besonders lange, damit das Kind gewinnt. Kleine Erfolgserlebnisse müssen sein.

Neue Mäppchen motivieren die Kinder

Bei den Älteren baue ich die Übungen nicht so bewusst ein. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass sie an diesen Heftchen oft auch Gefallen finden, die sind eigentlich für alle Altersklassen gut geeignet. Und natürlich trainiert und stärkt es das Selbstvertrauen, wenn sie im Ausland auf Englisch selber etwas im Laden kaufen können oder sich einen Preis ausrechnen können, wenn es eine andere Währung gibt. Dazu rege ich sie auch ganz bewusst an.

Bei der Einschulung oder wenn ein Schulwechsel ansteht, etwa der Wechsel auf die höhere Schule, wirkt es sehr motivierend auf die Kinder, wenn wir gemeinsam einen neuen Schulranzen, Mäppchen und neue Stifte besorgen. Wir gehen dann in der letzten Ferienwoche die Ranzen richten, die Blöcke rein, das Material kaufen. Dann sind sie gedanklich schon mal in der Schule.

Feste Lernzeiten können helfen, den Stoff besser zu bewältigen

Wenn ich merke, dass ein Kind Probleme mit dem Stoff hat, suche ich das Gespräch und halte anschließend Rücksprache mit dem Lehrer. Dann setze ich feste Lernzeiten an, oft braucht es nur etwas Übung und das Kind kommt wieder besser mit. Auch bei Kindern die Hausaufgaben oft vergessen – ob nun mit Absicht oder nicht- kann das sehr hilfreich sein. Oft fällt ihnen dann ein, dass es doch Aufgaben gab, oder sie kriegen Übungen von mir. Wichtig ist, nicht den Anschluss zu verlieren, denn dann kann das Kind die Lücke oft nicht mehr so leicht aufholen. Viele Kinder motiviert es auch sehr, wenn sie Freunde zum Hausaufgaben machen einladen dürfen. Dann fühlt es sich gleich weniger nach Arbeit an, man kann sich gegenseitig helfen und danach spielen.

Keine Lust auf Schule oder krank?

Manchmal hat ein Kind keine Lust auf Schule. Vielleicht, weil es sich nicht gut fühlt oder krank ist. Wenn es kein Fieber hat oder sich übergeben muss, versuche ich trotzdem, zu motivieren, doch zur Schule zu gehen. Wenn das nicht klappt, bitte ich darum, in der Schule anzurufen und sich krankzumelden. Ich bin natürlich dabei, aber finde es wichtig, dass sie selber lernen für sich zu sprechen. Wenn sie nicht wirklich krank sind, fühlen die meisten sich dann schon besser und stehen auf. Das ist aber nicht immer der Fall.

Wenn ein Kind nicht krank ist, aber die Schule mehrere Tage verweigert, versuche ich mit ihm zu sprechen und herauszufinden, woran es liegt. Gemeinsam mit dem Kind suche ich das Gespräch mit der Schule, um ein weiteres Vorgehen zu entwickeln. Dabei ist es ganz wichtig, miteinander zu sprechen, dem Kind Mut zu machen, deutlich zu machen, warum die Schule wichtig für das spätere Leben ist, aber auch Verständnis zu zeigen und versuchen, mit kleinen Belohnungen zu motivieren. „Du schaffst das heute und dafür kannst du dir dann ein Mittagessen wünschen“, hilft zum Beispiel manchmal ganz gut. Das kann aber nur eine kleine Motivationsspritze sein, eine echte Veränderung erzielt man nicht mit Belohnungssystemen. Langfristig ist wichtig, dass das Kind einsieht, dass es nicht der richtige Weg ist. Meist klappt das, wenn man sich Zeit nimmt und die Herausforderung gemeinsam angeht.

Dabei, wie auch bei allen anderen Problemen, die auftreten können, sehe ich die Schule als wichtigen Partner in der Erziehung. Das heißt für mich, ich nehme an den Veranstaltungen teil, ich wertschätze mein Kind, in dem was es macht. Das ist das A und O – nicht nur in der Schule: Da sein und teilnehmen an seinem Leben.

Melanie Grochalsky, Kinderdorfmutter, Albert-Schweitzer-Kinderdorf Waldenburg

(Bild: Pixabay)