Melwin Fink hat Großes vor: Der 18-Jährige möchte 2021 als jüngster Deutscher beim Mini-Transat, einer der härtesten Regatten der Welt, den Atlantik überqueren – und damit nicht nur für seinen Sport, sondern auch für die Arbeit der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke werben.

Den Kontakt zwischen dem angehenden Jurastudenten aus Nordrhein-Westfalen, der gerade Abitur gemacht hat, und unserer Organisation hat Erik Lüngen geknüpft. Er ist einer der Sponsor*innen von Melwin und nicht nur begeisterter Segler, sondern auch seit vielen Jahren dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Waldenburg verbunden. „Selten habe ich einen jungen Menschen getroffen, der so genau weiß, was er will und so dediziert auf sein Ziel hinarbeitet“, sagt Lüngen. „Das finde ich sehr inspirierend und ich denke, dass er auch eine Menge junger Menschen inspirieren kann.“

Gemeinsam mit Lüngen und seinem Vater hat Melwin das Waldenburger Kinderdorf auch bereits besucht: „In den Kinderdorf-Familien wird tolle Arbeit geleistet“, findet der 18-Jährige. „Da wird einem nochmal bewusst, dass es nicht allen Menschen so gut geht wie einem selbst. Ich freue mich deshalb sehr, die Kinderdörfer unterstützen und Aufmerksamkeit für ihre wichtige Arbeit schaffen zu können.“ Und so schmückt das Logo der Albert-Schweitzer-Kinderdörfer und Familienwerke Melwins 6,50 Meter langes Boot (sein Mini). „Ich wurde auch schon darauf angesprochen. Die Resonanz war durchweg positiv“, sagt Melwin, der seit frühester Kindheit segelt und stets die volle Unterstützung seiner Familie und Freunde hat.

Ein Countdown auf Melwins Homepage zählt die Monate, Wochen, Tage und Stunden bis zur großen Herausforderung. Das Mini-Transat, die größte Einhand-Offshore-Regatta der Welt, findet alle zwei Jahre statt und Melwin wird im Oktober 2021 an den Start gehen. Der circa 4.400 Seemeilen (mehr als 8.000 Kilometer) lange Kurs verläuft von Frankreich über die Kanaren (La Palma) über den Atlantik in die Karibik. „Besonders die erste Etappe wird hart, denn der Wind kann hier aus allen Richtungen kommen“, sagt Melwin. Insgesamt rechnet er mit einer Seezeit von gut drei Wochen.

Seit einem Jahr bereitet er sich intensiv auf sein ambitioniertes Projekt vor. Qualifiziert hat er sich bereits: „Meine 1.000 Seemeilen Soloquali habe ich in den Weihnachtsferien gemacht: von Gran Canaria um die Kanaren bis nach Madeira und wieder zurück in neun Tagen. Gerechnet hatte ich mit fünf, aber es gab wenig Wind.“ Um an der Regatta teilnehmen zu können, muss man vorher zudem mindestens 1.500 Seemeilen in Regatten der Klasse Mini gesegelt haben. „Das habe ich im August geschafft. Alles, was jetzt kommt, ist also nur noch Training“, sagt Melwin.

Einige Menschen helfen im Hintergrund mit – doch auf dem Wasser wird Melwin auf sich gestellt sein. „Das Besondere an der Regatta ist, dass man die gesamte Strecke ohne Unterstützung von außen absolvieren muss und Satellitentelefone sowie Navigationscomputer verboten sind. Es wird also vorausgesetzt, dass man mit herkömmlichen Mitteln navigiert und Entscheidungen für Wetter und Route selber trifft. Der Segler ist während des gesamten Rennens Navigator, Taktiker, Steuermann und Trimmer zugleich“, erklärt er auf seiner Website. Geschlafen wird in kurzen Intervallen, gegessen gefriergetrocknete Tütennahrung. Drei Mahlzeiten pro Tag. Dazu Äpfel und Snacks.

Mit 17 ist Melwin, der noch drei Brüder hat, zum ersten Mal mehrere Tage allein gesegelt. „Die Einsamkeit auf dem Wasser war für mich bisher kein Problem“, sagt er. „Ich bin ein geselliger Mensch, kann aber auch gut allein sein.“ Und was sagen seine Eltern dazu? „Meine Mutter war anfangs etwas skeptisch, aber inzwischen fiebert sie total mit mir mit.“ Im Ziel wird immer telefoniert – oder seine Eltern sind persönlich da. „Das ist immer das Schönste!“ Überhaupt: Wieder an Land anzukommen, das mag Melwin. „Auch wenn in den ersten 24 Stunden alles noch etwas schaukelt.“ Nach 48 Stunden zieht es ihn dann aber meist auch schon wieder aufs Wasser…

In der Szene ist Melwin eine Besonderheit: „Ich bin mit Abstand der Jüngste. Aber: Früh übt sich“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Und es trainiert die Fremdsprachenkenntnisse: Gesprochen wird in der Regel Französisch oder Englisch.

Im Winter 2020 beginnt Melwin sein Jura-Studium in Kiel. Er ist einfach gern nah am Wasser. Nebenbei wird natürlich weiter trainiert. Wir wünschen Melwin viel Erfolg für sein Vorhaben – und werden das Projekt Mini-Transat in den kommenden Monaten aufmerksam verfolgen. Infos finden Interessierte auch hier: www.melwinfinkracing.com

Sabrina Banze, Bundesverband