Mit unserer MITEINANDER-Schulaktion unterstützen wir seit 2015 Grundschulen bundesweit bei der Wertebildung. Wir bieten kostenlose Online-Fortbildungen für Lehrkräfte an und stellen Unterrichtsmaterialien und Aktionsideen zur Verfügung. Weil Kinder am allerbesten spielerisch lernen, haben wir in Kooperation mit der Akademie für Philosophische Bildung und WerteDialog der gfi gGmbH unser eigenes MITEINANDER-Spiel für Kinder im Grundschulalter entwickelt: Wir gewinnt!

Die Auseinandersetzung mit Werten ist ein lebenslanger Prozess. Besonders in der Interaktion mit anderen Menschen müssen wir immer wieder neu abwägen und entscheiden, welche Werte wir leben wollen. Für ein gutes Zusammenleben ist es wichtig, das eigene Wohlergehen sowie das der anderen gleichermaßen im Blick zu haben und hin und wieder die Perspektive zu wechseln. Doch abstrakte Werte sind für Kinder meist wenig anschaulich. Spielerisch finden sie leichter einen Zugang zu und Antworten auf komplexe Fragen, können eigene Neigungen reflektieren, lebendiges Interesse am und mit dem anderen entwickeln und ihre Empathie-Fähigkeit steigern.

Gewinnen können die Kinder nur gemeinsam

Unser Spiel ist ein Rollenspiel für Kleingruppen (fünf bis 15 Kinder) im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Der Name ist Programm: Wir gewinnt. Die Kinder sind gefordert, gemeinsam Aufgaben zu lösen, Entscheidungen zu treffen und immer wieder auch zu reflektieren. Gewinnen können sie nur miteinander. Schauplatz des Spiels ist das südliche Afrika. Sechs Gefährten, eine Schildkröte, ein Kap-Fuchs, eine Löwin, ein kleines Erdmännchen, eine Giraffe und ein Schildrabe wunderschön illustriert von der Künstlerin Maya McMahon – begeben sich gemeinsam auf die Suche nach der vermissten Familie des kleinen Erdmännchens.

Die Schildkröte wird von der Spielleitung gespielt, die anderen Rollen werden unter den Kindern verteilt. Gemeinsam entscheiden sie, wohin die Reise geht. „Das Spiel beinhaltet 48 verschiedene Situationsbeschreibungen“, erzählt Spielentwickler Christophe Rude, Leiter der Akademie für Philosophische Bildung und WerteDialog in München. „Je nachdem, wie die Kinder sich an den einzelnen Stationen entscheiden, verläuft ihre Reise. Sie kann also immer wieder anders aussehen und das Spiel wird so schnell nicht langweilig.“

Was ist eigentlich Mut?

Unterwegs erleben die Kinder so manches Abenteuer, müssen gemeinsam Lösungen finden und diskutieren anhand konkreter Situationen auch immer wieder philosophische Fragen. So kommen sie beispielsweise an eine dunkle Bärenhöhle. Das mutigste Tier unter ihnen soll den Bären darin ansprechen. Aber: Wann ist eigentlich jemand mutig? Und wen sollen sie dann in die Höhle schicken? „Es ist sehr spannend zu sehen, welche Antworten Kinder auf so anspruchsvolle Fragen finden, wie sie sie begründen, im Gespräch Entscheidungen aushandeln und auf diese Weise spielerisch Werte lernen,“ sagt Änne Jacobs vom MITEINANDER-Aktionsbüro. „Philosophieren mit Kindern heißt für uns, den eigenen Themen und Gedanken der Kinder Raum geben und sie dabei begleiten, eigene Standpunkte zu den großen Fragen des Lebens zu finden.“

Von der Idee bis zu den ersten Spielrunden sind mehrere Monate vergangen. In der Pilotphase duften Pädagog*innen aus dem Grundschulbereich das Spiel schließlich mit ihren Schüler*innen testen. Die finale Produktion wurde mit Spendengeldern und ehrenamtlichem Engagement unterstützt.

Die Kinder – sowohl in den Schulen, die an der MITEINANDER-Aktion teilnehmen, als auch in den Kinderdorffamilien – können nun in die Rolle von Rabe, Fuchs, Löwin und Giraffe schlüpfen und dem kleinen Erdmännchen helfen, seine Familie wiederzufinden und sich dabei spielerisch mit Werten auseinandersetzen. Für ein gelebtes MITEINANDER.

Dürfen wir vorstellen: Das sind die tierischen Held*innen des Spiels, das wir im Rahmen unserer ITEINANDER-Schulaktion zusammen mit der Akademie für Philosophische Bildung und WerteDialog entwickelt haben:

Die Schildkröte ist alt, sehr alt. Sie hat schon viel gesehen und erlebt und weiß deshalb mehr über das Leben als die anderen Tiere. Manche Tiere sagen sogar, sie sei weise. Die Schildkröte ist hilfsbereit und legt gleichzeitig Wert darauf, dass die anderen Tiere sich alleine orientieren und ihren Weg finden können – der Weg ist schließlich das Ziel.

Das Erdmännchen ist das jüngste Tier der Freundesbande. Es liebt seine Familie, ist nicht gern allein und feiert Feste mit Vergnügen – wie es sich für ein echtes Erdmännchen eben gehört. Das Erdmännchen lebt in Höhlen und unterirdischen Gängen, ist unglaublich flink und allseits dafür bekannt, immer einen Ausweg zu finden, auch wenn es gar keinen gibt.

Der Rabe liebt den Wind und die Freiheit. Er ist ein wahrer Flugkünstler. Aus der Vogelperspektive kennt er besondere Orte und die seltsamsten Tiere. Er ist ein guter Freund, doch manchmal schießt er ein wenig übers Ziel hinaus und sorgt für Ärger. Er zeigt sich erfinderisch, verfügt über eine gute Orientierung und ist ein schlauer Kopf.

Die Giraffe ist liebenswürdig, anmutig und freundlich. Sie redet viel und auch mal gerne über sich selbst. Besonders stolz ist sie auf ihre langen Beine, den eleganten Hals und ihr einmaliges Fleckenmuster, das ihr dabei hilft, die Hitze gut zu ertragen. Sie hat immer den Überblick und einen siebten Sinn für Gefahr.

Die Löwin kennt ihr Ziel: Sie möchte eines Tages eine gute Anführerin sein – genau wie ihre Tante. Noch ist sie zu jung für ein eigenes Rudel und muss erst vieles lernen. Doch sie ist mutig und abenteuerlustig – beste Voraussetzungen also für ihr Vorhaben! Ihr ist wichtig, dass es allen gut geht und sie verabscheut nichts so sehr wie Ungerechtigkeit.

Der Fuchs ist ein Einzelgänger. Manchmal fühlt er sich allerdings ein wenig einsam in seinem Bau und er sehnt sich nach der Aufmerksamkeit anderer Tiere. Er ist schlau und kann ab und zu auch ein Sturkopf sein, der nur schwer zugeben kann, wenn er einmal nicht recht hat. Doch wenn er jemanden in sein Herz geschlossen hat, gibt es kaum einen besseren Freund.

Mehr über unsere MITEINANDER-Schulaktion: https://www.albert-schweitzer-miteinander.de/

Sabrina Banze, Bundesverband
Illustrationen: Maya McMahon