In Hanglage wachsen dort prächtige Tannen in vielen Jahren ihrem Weihnachtsfest entgegen. Beim Hinaufwandern strömte uns der würzige Duft unzähliger Nobilistannen, Blaufichten und Nordmanntannen entgegen. Genüsslich sogen wir diese ersten weihnachtlichen Düfte durch die Nase ein.

Seit mehr als 40 Jahren erzeugen Karl-Friedrich und  Helga Gundelach ökologisch gewachsene Weihnachtsbäume. „In unseren Beständen stehen im Sommer viele Bienenstöcke –  was beweist, welches Vertrauen die Imker in unsere ökologische Aufzucht setzen“, so Gundelach.

„Ich wusste immer, dass es richtig ist keine Herbizide einzusetzen,“ erklärte der pensionierte Forstwirtschaftsmeister überzeugt.

In diesem Jahr fühle ich mich durch die warnende Berichterstattung über die Gefährlichkeit des Pflanzenschutzmittels Glyphosat in meiner Haltung bestätigt. Weihnachtsbäume, die massenhaft auf ausländischen Plantagen erzeugt werden, sind nahezu alle mit Herbiziden dieser Art belastet. Vor dem Abholzen werden sie mit Paraffin überzogen, damit sie schön glänzen. In der warmen Stube schmilzt dieser Überzug und die Giftstoffe können sich ungehindert durch die Luft ausbreiten. Das muss man wissen, wenn man ausschließlich billig erzeugte Weihnachtsbäume kaufen will“, erklärte Gundelach.  „Außer den exclusiven Premiumbäumen unterscheidet der Handel zwischen Weihnachtsbäumen erster, zweiter und dritter Wahl.“

Als Käufer ist man geneigt, die Aufzucht von Weihnachtsbäumen als eine Art Selbstläufer zu betrachten: man pflanzt sie, lässt sie wachsen und erntet sie – eine scheinbar  leichte und schnelle Art Geld zu verdienen. Wie naiv und unwissend diese Vorstellung ist, wurde uns schon nach kurzer Zeit eindrucksvoll vor Augen geführt: der Arbeitseinsatz in der Pflege der Kulturen ist enorm aufwendig und erstreckt sich über das gesamte Jahr.

Erstaunlich war für uns, wie viel Platz die einzelnen Bäume für ihr Wachstum bekamen.  Weiter wunderten wir uns über das Gras, das zwischen den Tannen wuchs. Mehrmals im Jahr muss Karl-Friedrich Gundelach mit einem speziellen Mulchmäher durch alle seine Anpflanzungen gehen, um das Gras niedrig zu halten.

„Vor einigen Jahren erledigte eine kleine Herde englischer Shropshire Schafe diese Arbeit; aber die Tiere haben eine fünfmonatige Stallzeit und wollen versorgt sein. So haben wir uns schließlich für den Mulchmäher und gegen die Schafe entschieden“, erklärte Gundelach mit leichtem Bedauern.“

Der Grasbewuchs ist  ökologisch wichtig: zum einen bekommen die Bäume im Sommer durch den Tau an der Hanglage genügend Feuchtigkeit. Zum anderen siedeln sich viele Insekten und Vögel in diesem Lebensraum an. „Jedes Jahr werde ich mehrmals von Erdwespen gestochen, wenn ich mähe, auch das nehme ich gerne in Kauf,“ erzählt Gundelach mit Galgenhumor.

Uns Laien interessierte auch, warum Bäume in so unterschiedlichen Größen in den  Pflanzungen zusammen stehen und warum alles eingezäunt ist?

 „Die großen Bäume sind in erster Linie Schattenspender für die kleinen, die dadurch geschützter und gesünder wachsen können. Und die Zäune sind leider notwendig, um zweibeinige und auch immer mehr vierbeinige Eindringlinge abzuhalten“, so Karl-Friedrich Gundelach. „Der Rotwildbestand ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und die Tiere lieben schmackhafte junge Triebe über alle Maßen. Da wurde es Zeit, die Bäume zu schützen!“

Unser Weg führte uns weiter bergauf zu einer Anpflanzung mit sehr hochgewachsenen, prachtvollen Nobilistannen. „Die meisten davon werden nicht geschlagen, sondern immer wieder abgeästet,“ erklärte Gundelach. Ihre Zweige gehen an Gärtnereien, die daraus hochwertige Grabgestecke und Adventskränze herstellen.  

Helga Gundelach lehnte sich für einen Moment entspannt an den mit Tannenzweigen vollgepackten Pickup und hörte den sachkundigen Erklärungen ihres Mannes lächelnd zu.

„Wenn die heiße Phase des Weihnachtsbaumverkaufs beginnt, bekommen wir weitere Unterstützung durch unsere Kinder, die dann extra anreisen, um zu helfen,“ erläuterte sie. „Wir zwei allein, könnten diesen Kraftakt nicht mehr stemmen!“

Nach knapp zwei Stunden endete die spannende Führung bei einem wärmenden Sherry in der – noch leeren – Verkaufsscheune.

„Nach welchen Gesichtspunkten wählen sie denn ihren eigenen familiären Weihnachtsbaum aus?“ wollten wir zum Abschied wissen.

Gundelachs schauten uns einen Moment lächelnd an und offenbarten dann: „Wir nehmen meistens einen Baum, der übrig geblieben ist! Es wäre doch schade, wenn er umsonst gewachsen wäre!“