Kreativ war Stefan Schmidt schon immer. Vor einem Jahr begann der Musiker und Kulturmanager aus Weimar mit dem Schreiben. Entstanden ist eine spannende Geschichte über Freundschaft und Familie, Zeitreisen und Quantenmechanik, die nun als Hörspiel erscheint. Kinder aus dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf in Erfurt haben daran mitgewirkt. Ihnen soll auch der Erlös aus dem Verkauf zugutekommen.

„Tilly & Katjes und das Geheimnis der Zeit“ ist ein Geschenk an das Kinderdorf, dem Stefan Schmidt bereits seit vielen Jahren verbunden ist. „Ein Geschenk für die Kinder und auch ein Dankeschön an die Unterstützer*innen des Kinderdorfes“, sagt Schmidt. Die Idee dazu hatten er und Christin Schönfuß, Pressesprecherin des Erfurter Kinderdorfes, gemeinsam. In der Vorweihnachtszeit soll das Hörspiel auf den Markt kommen.  Zunächst ist eine Auflage von 1.000 Stück geplant. Den Verkaufserlös will Schmidt – zusammen mit einem Stapel CDs – dem Kinderdorf spenden. „Für die nächste Ferienfahrt!“

Über ein Filmprojekt für den Kinder- und Jugendschutzdienst Gotha kam der Kontakt zwischen Schmidt und dem Kinderdorf vor vielen Jahren zustande. Seither hat er sich vielfältig für die Einrichtung engagiert. „Man kennt mich mittlerweile im Kinderdorf und ich bin gerne dort“, sagt der Vater von drei längst erwachsenen Töchtern. Ihm sei jedoch bewusst, dass er den Kinderdorfalltag immer nur für kurze Zeit mitbekommt, nur Ausschnitte kennt. Romantisieren will er nichts. Vor der Arbeit der Pädagog*innen hat er großen Respekt.

Die Geschichte von Tilly und Katjes hat Schmidt für Kinder ab zehn Jahren geschrieben. Sie spielt in seiner Wahl-Heimatstadt Weimar – und, wie der Titel schon vermuten lässt – auf unterschiedlichen Zeitebenen. Die Held*innen der Geschichte sind ganz normale Kinder. Tilly heißt eigentlich Mathilde Schmidt. Ihr Papa ist vor fünf Jahren an Heiligabend verschwunden. Bestimmt in einer Zeitschleife, glaubt ihr kleiner Bruder Fritz. Tilly hält das für Quatsch, zumindest bis ihr Bruder ihr das Ergebnis seiner Zeitreisenforschung präsentiert und seine Schwester in die Vergangenheit schickt. Gemeinsam mit Katjes, die eigentlich Katharina Sophie heißt und nur vermeintlich eine verwöhnte Nervensäge ist, erleben die Geschwister spannende Abenteuer. Sie treffen dabei auch auf Suse, die Mutter von Fritz und Tilly – allerdings auf die 13-jährige Version von ihr. Und sogar auf eine indische Prinzessin. Eine wichtige Rolle spielt auch Wagner, der Hamster von Fritz: Er liefert nämlich die Energie für die Zeitmaschine. Außerdem wird er zum Retter in der Not, als es einmal brenzlig wird. Und dann ist da noch Schulhausmeister Hägrid, der früher einmal Ballett-Tänzer war und ein guter Freund der Kinder wird.

Kein „Kinderdorf-Stempel“

„Es ist keine klassische Kinderdorf-Geschichte“, sagt Stefan Schmidt, der sich selbst als Autodidakt bezeichnet. Die Überlegung, eine solche zu schreiben, habe es zwar gegeben, davon sei er dann jedoch abgerückt. Auf den „Kinderdorf-Stempel“ wollte er verzichten.

Dafür behandelt sein Hörspiel viele Themen, mit denen sicher die meisten Kinder etwas anfangen können. „Es geht zum Beispiel um Freundschaften und Familienkonstellationen“, sagt Schmidt. „Darum, wie man miteinander umgeht. Und wie man mit Fehlern umgehen kann. Denn die machen alle mal.“ Lernen können die jungen Zuhörer*innen auch eine Menge. Über die Relativitätstheorie und Quantenmechanik und Zeitmaschinen zum Beispiel.

Unterstützung hat Schmidt sich für sein Projekt von verschiedenen Seiten geholt. Alle Hauptrollen wurden von professionellen Sprecher*innen eingesprochen. Bis auf Katjes: „Das ist tatsächlich eine Erzieherin aus dem Kinderdorf“, verrät er. „Und Suse wird von einer 13-jährigen Schülerin gesprochen.“

Einige der beteiligten Profis, darunter Magdalena Werner, Andreas Max Martin und Mona Kalyani Goulet, kannte Schmidt, Mitbegründer des Theaterhauses in Jena, schon vor dem Hörspiel-Projekt. Andere hat er gezielt gefragt, ob sie nicht mitmachen wollen. Fabian Hagen, der Schauspieler am Deutschen Nationaltheater Weimar ist und Tillys kleinem Bruder Fritz seine Stimme leiht, hat Schmidt das Manuskript einfach in den Briefkasten geworfen – und freut sich sehr, dass er zugesagt hat.

Dazu kommen die Stimmen der Kinderdorfkinder und vieler Laien. Lachen auf dem Schulhof, Singen auf dem Theatervorplatz und auch einfach nur Quatsch machen – all das sorgt für die richtige Atmosphäre. Die Autorin und Illustratorin Dorothee Eva Herrmann aus Jena hat den Figuren für Cover und Booklet Leben eingehaucht. Die ehemalige Konzertmeisterin der Staatskapelle Weimar Ursula Dehler ist mit Geige und Saxophon zu hören.

Kinder ins Tonstudio eingeladen

Musik spielt bei den Abenteuern der jungen Zeitreisenden eine große Rolle. An eben die will Schmidt, selbst leidenschaftlicher Musiker, Kinder mit seinem Hörspiel ganz nebenbei heranführen. Der Titelsong zur Geschichte stammt aus seiner Feder. Er hat die Kinder aus dem Erfurter Kinderdorf eingeladen, ihn im Studio einzusingen und sie waren mit Begeisterung dabei. „Sie hatten alle ein Dauergrinsen im Gesicht“, erzählt Schmidt vom Tag im Tonstudio Elsterkombinat in Gera. „Zu wissen: Hier habe ich mitgemacht – das ist ein tolles Gefühl für die Kinder.“  Regie für den richtigen Ton und die perfekten Geräusche führte Tom Quittenbaum, der sich für die Aufnahme auch selbst ans Schlagzeug setzte.

„Die Geschichte ist so geschrieben, dass sie fortgeführt werden kann“, sagt Stefan Schmidt, der hofft, dass vielleicht noch ein Verlag anbeißt. Für die Kinder, so sein Wunsch, könne sein Hörspiel wie eine Art Insel sein, auf der sie abschalten, den Alltag einmal aussperren können – und zusammen mit Tilly, Katjes, Fritz, Wagner und Hägrid durch die Zeit reisen.

Die Doppel-CD wird für 15 Euro erhältlich sein. Der Erlös kommt dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf Erfurt zu 100 Prozent zugute. Beim Vertrieb werde es Hilfe von der Stadt Weimar geben, die das Projekt unterstützt, berichtet Schmidt. Für die Menschen, für die der Weg nach Weimar oder Erfurt zu weit ist, werde eine Seite zum Bestellen eingerichtet. „Dort gibt es dann auch noch mehr Informationen, Bilder und Hörproben.“ Zu finden ist das Ganze demnächst unter: www.filmfabrik-weimar.de

Sprecher*innen:
Tilly: Magdalena Werner (Sprecherin, Moderatorin)
Katjes: Caro Albin (Erzieherin)
Fritz: Fabian Hagen (Schauspieler am DNT Weimar)
Hägrid: Andreas Max Martin (Sänger, Fernsehmoderator)
Suse: Amelie Köllner (Schülerin, 13 Jahre alt)
Indische Prinzessin: Mona Kalyani Goulet (Sängerin)
Radio-Sprecherin: Gabriele Lenhardt (Schauspielerin)

Buch:
Stefan Schmidt

Lektorat und Beratung:
Christine Hidringer (Schriftstellerin)

Illustrationen:
Dorothee Eva Herrmann

Sabrina Banze, Bundesverband