Dies betrifft auch die ortsansässigen Betreuungsvereine der Wegbegleiter des Albert-Schweitzer-<wbr />Familienwerkes e.V. In einer Kampagne machen die Betreuungsvereine Niedersachsen vom 9. bis 14. November auf die Lage aufmerksam.

In den Betreuungsvereinen übernehmen fachlich qualifizierte Mitarbeiter/innen rechtliche Betreuungen für Menschen, die aufgrund ihrer Lebenssituation und komplexen Problemlagen eine rechtliche Vertretung benötigen. Die Betreuungsvereine in Niedersachsen unterstützen zudem mehrere Tausend ehrenamtliche Betreuer/innen in ihrer Arbeit. Darüber hinaus beraten sie tausende Menschen zu Vorsorgevollmachten.

Betreuungsvereine sind in ihrer Existenz bedroht

Der Bereichsleiter der Betreuungsvereine in Göttingen und Northeim – Matthias Bellersen – erklärt die dramatische Situation: „Betreuungsvereine befinden sich in einem Dilemma: Der zeitliche Betreuungsbedarf im Einzelfall wird  in der Vergütungsstruktur nicht ausreichend bedacht. Weder Tariferhöhungen noch steigende Sachkosten werden bei der Vergütung berücksichtigt. Hierfür ist eine Änderung des Betreuungsgesetztes notwendig. Die Ergebnisse einer vom Bundesjustizministerium beschlossenen rechtstatsächlichern Erhebung zur „Qualität in der rechtlichen Betreuung“ kommen für die Betreuungsvereine zu spät. Die Betreuungsvereine brauchen eine sofortige Erhöhung der Stundensätze für beruflich geführte rechtliche Betreuungen.“

Durchschnittlich stehen für die Arbeit pro Betreuungsfall 3 Stunden im Monat zur Verfügung, die nach dem VBVG (Betreuer- und Vormündervergütungsgesetz) mit 44 Euro pro Stunde, vergütet werden. Diese Vergütung ist seit dem 01.07.2005 gleichbleibend und seit Jahren nicht mehr kostendeckend. Die >Folge ist, dass Vereinsbetreuer/innen häufig weit über 50 Betreuungen. Die immer höher werdenden Fallzahlen beeinträchtigen die Qualität der Arbeit.

Wenn die Betreuungsvereine als kompetente Ansprechpartner/innen für ratsuchende Bürger/innen wegfallen und auch ehrenamtliche Betreuer nicht mehr in ihrer Arbeit unterstützen können, kippt das soziale System und das Ehrenamt wird geschwächt!

Auch Matthias Bellersen schließt sich den nachfolgenden Worten an, die Jeden dazu aufrufen, sich jetzt für die Betreuungsvereine einzusetzen:

„Betreuungsvereine können nicht bis 2018 warten! Das Vormünder- und Betreuungsvergütungsgesetz (VBVG) muss umgehend geändert werden. Für diese Gesetzesänderung bitten wir Sie um ihre Unterstützung. Eine Bundesratsinitiative aus Niedersachsen ist notwendig. Bitte denken Sie daran: Auch Sie oder Ihre Angehörigen können in die Situation kommen, die Hilfe eines Betreuungsvereins zu benötigen! Betreuungsvereine verdienen mehr!“

Hintergrund:

Die Albert-Schweitzer-<wbr />Betreuungsvereine in den Landkreisen Northeim und Göttingen dienen der Unterstützung Angehöriger und ehrenamtlicher Betreuer von Pflegebedürftigen. Dabei sind die Betreuungsvereine ebenso zur Stelle, wenn es um die Einführung in die Aufgaben der Betreuung geht, als auch während der laufenden Tätigkeit. Ihre Funktion als Ansprechpartner in belastenden Krisensituationen sowie bei der Bewältigung bürokratischer Aufgaben ist von hoher Bedeutung. Zu den Aufgabenbereichen der Albert-Schweitzer-<wbr />Betreuungsvereine zählen außerdem die Organisation und Durchführung von Fortbildungen, der angeleitete Erfahrungsaustausch durch Betreuer untereinander sowie das vermitteln ehrenamtlicher Betreuerinnen und Betreuer. Unter der Telefonnummer: 0551-5470316 erhalten Sie mehr Informationen.