Die Kinderdorffamilie Meininger pflegt einige lieb gewonnene Weihnachtsrituale. Eines davon ist das jährliche Theater für Freunde und Unterstützer. Dessen Wurzeln reichen zurück in die 80er Jahre, als ein Junge mit seinen Schwestern den Eltern Märchen vorführte und dabei Regisseur und Schauspieler (oft mit mehreren Rollen) in einem war. Heute ist er Kinderdorfvater.

„Unsere Familie wurde vor zehn Jahren gebeten, bei einer Spenden-Veranstaltung in der Uniklinik ein kleines Programm aufzuführen. Wir überlegten: Womit würden wir überraschen? So wurde die Theater-Idee geboren. Wir schrieben das Stück und bauten die Requisiten. Die Kinder spielten. Ich war Regisseur.

Das erste Stück hieß „Unerwartetes Treffen“. Der Weihnachtsmann (Weihmi) saß in Magdeburg auf einer Bank, um auszuruhen (den Schlitten musste er zurücklassen, da die Rentiere nicht in die Umweltzone durften), und traf dort Otto, der sein Freund wurde. Unsere Zuschauer durften seither viele Abenteuer mit den beiden erleben: Weihmi hatte Burnout und wollte nicht mehr um die Welt ziehen, er kam nicht ins Haus, weil die Familie im vorweihnachtlichen Stress noch nicht mit ihm gerechnet hatte, er machte aus der Bescherung eine Castingshow…

Die Schauspieler wurden mit der Zeit größer, zogen irgendwann aus. Wir mussten nachbesetzen. Unser Weihmi-Darsteller kam bei seinem letzten Auftritt mit Rollator auf die Bühne und suchte einen Nachfolger. Auf ausdrücklichen Wunsch wurde seine Rolle weiblich besetzt. Wir haben nun eine Weihnachtsmännin.

Jedes Stück beinhaltet Bezüge zu aktuellen Themen. Es wird den Protagonisten auf den Leib geschrieben, damit jeder Spaß hat und nicht überfordert wird. Im Herbst fangen wir an, werkeln an der Requisite und ich bekomme bei den Proben ein paar graue Haare mehr. Aber die erste Vorstellung ist dann eine Punktlandung. Im Publikum sitzen auch ehemalige Darsteller, um zu sehen, was aus ‚ihrem‘ Theater geworden ist. Ein Zeichen, dass wir nicht allzu viel falsch gemacht haben.“

Enrico Meininger, Familienwerk Sachsen-Anhalt

Fotos: Konstantin Börner

Diese Geschichte ist auch in unserem Kinderlandheft 4/2023 erschienen.