In unseren intensivpädagogischen Einrichtungen finden zum Teil schwer traumatisierte Kinder und Jugendliche ein sicheres Lebensumfeld. So auch Tim*, der im Familienwerk Sachsen-Anhalt zudem einen neuen besten Freund gefunden hat: das Therapiepferd Cacau.

Als Tim zu uns kam, war er acht Jahre alt. Sein Leben war bis dahin von Unsicherheit, Beziehungsabbrüchen und auch gewalttätigen Erlebnissen geprägt. Tim leidet deshalb unter anderem unter einer Bindungsstörung und einer posttraumatischen Belastungsstörung, was ihn in seiner sozialen Interaktion stark einschränkt. Er gerät häufig in einen extremen Erregungszustand, in dem er sich massiv ausagieren muss. Das ist für alle Beteiligten und vor allem seine Bezugspersonen schwer aushaltbar. Bisherige Hilfen mussten deshalb abgebrochen werden.

Tim fällt es sehr schwer, Vertrauen zu fassen. Dennoch ist er ein sehr interessierter und aufgeweckter Junge. Er hat ein großes Interesse an Pferden und findet den Umgang mit den Tieren sowie das Reiten sehr spannend.

Optimale Unterstützung der pädagogischen und therapeutischen Arbeit

Da wir uns mit der traumapädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen schon lange beschäftigen, waren wir uns sicher, dass eine Reittherapie unsere pädagogische und therapeutische Arbeit optimal unterstützen würde. Tim könnte es erleichtert werden, über den Umgang mit den Pferden neues Vertrauen in sich selbst und seine Mitmenschen zu gewinnen. Traumatisierte Kinder und Jugendliche wie er benötigen eine geduldige und aushaltende Begleitung, um den Umgang mit eigenen Emotionen im Sinne der Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit wieder oder überhaupt erstmalig erlangen zu können.

Pferde leben als Herdentiere in sozialen Zusammenschlüssen. Die Sprache der Pferde ist im Wesentlichen die Körpersprache. An der Körperhaltung können sie klar und eindeutig ablesen, was sich auf emotionaler Ebene abspielt. Somit finden wir in einem Pferd einen Partner, der insbesondere Kindern mit schweren Traumatisierungen die Möglichkeit gibt, sich selbst kennen zu lernen, eigene Stärken zu entdecken, Sicherheit, Geborgenheit und Schutz zu erleben.

Großzügige Spende macht das Angebot möglich

Dank einer großzügigen Spende konnten wir dieses Therapieangebot für Tim wahr werden lassen. Von Anfang an hat der Junge den Kontakt zu „seinem“ Pferd Cacau gesucht. Er fühlt sich wohl in der Nähe des Tieres, genießt seine Wärme und die Zugewandtheit. Tim findet Stück für Stück ruhige und geborgene Momente während der Arbeit. Es ist berührend und gleichermaßen beeindruckend, wie er sich von Cacau verstanden und angenommen fühlt. Die regelmäßigen kooperativen Begegnungen mit dem Pferd erlauben ihm, seine traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und die benötigte Ruhe und Entspannung zu spüren.

Mandy Faßbutter, Familienwerk Sachsen-Anhalt

*Name zum Schutz des Kindes geändert

Dieser Beitrag ist auch in unserem Geschäftsbericht 2021/2022 erschienen.