Durch eine Schul-Projektwoche seiner Tochter kam Ralf Christ 2014 eher zufällig in Kontakt mit dem Albert-Schweitzer-Kinderdorf Erfurt. Seit vielen Jahren engagiert er sich hier inzwischen ehrenamtlich – und wurde dafür am Wochenende im Festsaal des Erfurter Rathauses ausgezeichnet.

Im Scheinwerferlicht zu stehen ist eigentlich nicht Ralf Christs Sache. „Ich mag sowas normalerweise gar nicht“, betont er. Der 53-Jährige packt lieber an. Er spielt mit den Kids im Kinderdorf Fußball oder Tischtennis, bringt ihnen das Bogenschießen bei (er ist seit 20 Jahren leidenschaftlicher Bogenschütze), hilft bei den Hausaufgaben, bastelt und baut, repariert Fahrräder, tröstet bei Liebeskummer oder anderen Sorgen. „Ich mache alles, was anliegt“, sagt Christ. Auch für die Ehemaligen des Kinderdorfes ist er da, wenn sie ihn brauchen, organisiert Umzüge oder ist einfach ein väterlicher Ansprechpartner.

Der Erfurter, der hauptberuflich Teilhaber einer Dachdecker- und Zimmereifirma ist, arbeitet ganz in der Nähe des Kinderdorfes. Als seine Tochter, damals noch in der neunten Klasse des Albert-Schweitzer-Gymnasium in Sömmerda, ein spannendes Projekt für eine Schul-Projektwoche suchte, kam er auf die Idee, das Kinderdorf zu besuchen. Die Klasse sammelte anschließend Spenden für das Kinderdorf.

Zwei Jahre später schrieb die heute 24-jährige Lehramtsstudentin dann zusammen mit einigen Mitschüler*innen eine Seminarfacharbeit über das Konzept des Kinderdorfes. Ihr Vater wollte sich selbst ein Bild machen und begleitete die Gruppe. Gemeinsam mit den Kindern des Lindenhofes bauten sie ein Hasengehege. Daraus hat sich eine enge Bindung entwickelt. „Die Kinder sind toll. Ich habe einfach mein Herz an sie verloren“, sagt Christ, der ursprünglich einmal Lehrer werden wollte. „Es macht mir bis heute großen Spaß, mich im Kinderdorf zu engagieren.“ Seine erwachsene Tochter ist auch manchmal dabei, wenn ihre Zeit es zulässt.

„Auf Ralf ist immer Verlass“

„Ralf ist einfach ein unentbehrliches Mitglied unserer Kinderdorf-Gemeinschaft. Auf ihn ist immer Verlass – und er hat einen tollen Draht zu den Kolleg*innen und Kindern. Immer, wenn Hilfe gebraucht wird, ist er da“, sagt Christin Schönfuß, die im Kinderdorf für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und bei der Auszeichnung im Rathausfestsaal (wenige Tage vor dem Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember) an Ralf Christs Seite war. Dass ein Ehrenamtlicher des Vereins – neben weiteren engagierten Erfurter*innen – eine solche Wertschätzung von Seiten der Stadt erfährt und damit auch die Arbeit des Kinderdorfes noch ein wenig mehr sichtbar wird, freut sie ebenso sehr wie ihn.

„Es wurde tatsächlich nicht nur mein Name vorgelesen, sondern auch, was ich im Albert-Schweitzer-Kinderdorf tue“, berichtet Ralf Christ, der bereits 2019 die Thüringer Ehrenamtscard bekommen hat. Überreicht bekam er von Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Torsten Frenzel, dem Vorsitzenden des Ehrenamtsbeirats, zudem eine Ehrennadel und Pralinen sowie einen Scheck über 250 Euro von der TAG Wohnen & Service GmbH (die Botschaft dahinter: „Die Wirtschaft dankt dem Ehrenamt“), „den ich natürlich sofort an das Kinderdorf gespendet habe.“

„Ich mache weiter, so lange die Kinder das möchten“, sagt Ralf Christ, der auch schon andere (junge) Menschen dazu motiviert hat, sich ehrenamtlich im Kinderdorf einzubringen.  „Im Kinderdorf wird tolle Arbeit geleistet“, sagt er. „Davon sollten noch viel mehr Menschen erfahren!“

Wir gratulieren Ralf Christ von Herzen zur Auszeichnung und sind dankbar für sein großartiges Engagement für das Erfurter Kinderdorf – ebenso wie für das der vielen anderen ehrenamtlichen Unterstützer*innen in den Albert-Schweitzer-Kinderdörfern und Familienwerken bundesweit.

Sabrina Banze, Bundesverband

Fotos: Jacob Schröter (Ehrenamtsfeier im Rathaus), Konstantin Börner (Bogenschießen im Kinderdorf)