Picknick

Inzwischen ist Realität geworden, woran anfangs niemand glauben wollte: Vereine müssen ihr Angebot einstellen, Freizeiteinrichtungen sind geschlossen, Veranstaltungen werden abgesagt, Eltern arbeiten so gut sie können im Homeoffice und die Kinder und Jugendlichen sind zu Hause, weil Unterricht und Betreuung nicht stattfinden. Ausreichend Zeit mit der Familie ist ein seltenes Gut. Was aber, wenn das Miteinander auf längere Zeit verordnet wird und die Freizeitmöglichkeiten stark eingeschränkt sind? Was können Eltern tun, damit die Familie trotzdem eine gute Zeit miteinander verbringen kann?

Zunächst sollten Sie als Eltern überlegen, wie Sie eine feste Tagesstruktur schaffen können, damit nicht das Chaos oder auch Langeweile ausbricht. Diese kann sich beispielsweise am normalen Alltag der Kinder mit Kindergarten und Schule orientieren. Bei Kindergartenkindern ist es dann eine festgelegte Spielzeit, eine Obstpause, der Mittagsschlaf. Bei Schulkindern Lerneinheiten entsprechend den Vorgaben der Schule und Pausenzeiten. Planen Sie auch für sich als Erwachsene Zeiten für Haushaltserledigungen und Kochen ein, wenn Sie im Homeoffice arbeiten, für die Erledigung Ihrer eigenen Arbeitsaufträge – und auch für Entspannung.

Darüber hinaus gibt es in jeder Familie Dinge, die oft aufgeschoben werden, weil im Alltag wenig Zeit bleibt. Erstellen Sie eine Liste und nehmen Sie sich gemeinsam mit den Kindern täglich eine Aufgabe vor. War nicht schon lange eine „Inventur“ der Spielsachen nötig? Wartet nicht das Regal seit Wochen darauf, mal aufgebaut zu werden?

Werden Sie beim gemeinsamen Zeitverbringen kreativ: Bauen Sie aus Decken und Laken eine Bude, kochen und backen Sie gemeinsam, schauen Sie sich alte Fotoalben an, erfinden Sie Geschichten, bei denen Sie und Ihr Kind abwechselnd einen Satz hinzufügen. Werden die Geschichten aufgeschrieben und von den Kindern illustriert, entstehen tolle Erinnerungsstücke. Wie wäre es in Zeiten von Smartphone & Co mal wieder, auf sehr altmodische Art und Weise einen Brief an die Großeltern zu schreiben/zu malen? Oder Sie nutzen die digitalen Medien ganz bewusst: Oma oder Opa können den Enkeln etwa via Facetime vorlesen. Darüber hinaus finden sich viele Bastelideen und Malvorlagen im Internet. Manchmal hilft es auch, Besonderheiten in den Tag einzubauen: ein Picknick im Garten oder auch im Wohnzimmer oder eine Kopfrechnen-Schnipseljagd durch die Wohnung.

Auch Bewegung ist wichtig. Gehen Sie, falls möglich, auch mal ins Freie oder machen Sie zu Hause Sport. Springseilspringen, Liegestütze, Kniebeuge und Armkreisen sind auch im Wohnzimmer möglich. Auch eine zeitlich begrenzte Kissenschlacht kann überschüssige Energie abbauen. Bitten Sie Nachbarn im Vorfeld um Verständnis, wenn es nun ab und zu mal lauter wird.

Eltern müssen ihre Kinder natürlich nicht rund um die Uhr bespaßen. Man kann auch (älteren) Kitakindern schon zumuten, sich eine bestimmte Zeit allein zu beschäftigen. Auch Tablet und Fernsehen sind zeitlich begrenzt mal erlaubt. Nutzen Sie diese Pause, um selbst mal „aufzutanken“.

Eine Herausforderung ist, dass Kinder nun zu Hause lernen sollen, denn oft sind schon Hausaufgabensituationen für die Eltern-Kind-Beziehung belastend. Eltern sind keine Lehrer*innen und können ihr Kind bei der Erledigung der Aufgaben nur unterstützen und begleiten. Setzen Sie hier auch auf die Selbstverantwortung der Kinder „Du lernst für die Schule, aber eben von zu Hause aus. Die Zeit verbringst du an deinem Arbeitsplatz/Schreibtisch. Ich komme ab und zu gucken, wie du das machst“. Wenn das Kind Lösungen von Ihnen verlangt, seien Sie zurückhaltend und geben Sie Hinweise nur in kleinen Schritten. Ermutigen Sie ihr Kind, selbst Lösungen zu finden. Unterstützend können Sie gemeinsam im Internet nach Lernvideos suchen.

Auch Konflikte werden nicht ausbleiben. Zum einen, weil Eltern durch das allgemeine Geschehen vielleicht selbst verunsichert und gestresst sind, andererseits, weil auch Kinder nicht einordnen können, warum die Kita jetzt zu ist, sie sich nicht mit Freund*innen treffen oder die Großeltern besuchen können oder warum „schulfrei wegen Corona“ eben doch nicht „Ferien“ bedeutet. Versuchen Sie Ihren Kindern die Ausnahmesituation zu erklären und Fragen zu beantworten. Bleiben Sie dabei authentisch und räumen Sie gegebenenfalls ein, dass Sie selbst vieles nicht wissen.

Falls es doch mal zum „Lagerkoller“ kommt, richtig kracht und Sie selbst keine Lösung finden – Beratungsstellen und Jugendämter sind für Notsituationen auch weiterhin telefonisch erreichbar. Die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung bietet außerdem unter www.bke.de ein Online-Beratungsangebot an.